Doch sie schweigt zur Tat. So stehen die beiden erklärten Rivalen und Kai, der sich in der Tatnacht zufällig in der Nähe herumgetrieben hat, unter schwerem Verdacht. Sie bezichtigen sich gegenseitig, und jeder der drei muss nach und nach vor den anderen Geheimnisse von sich preisgeben, um den Verdacht zu entschärfen.
Wie auch in „FSK 16" schafft Sagor eine Situation, aus der es für die Figuren keinen geordneten Rückzug gibt. Die dichte Atmosphäre des Warteraums erinnert an Sartres Stück „Geschlossene Gesellschaft", in dem drei Menschen nach dem Tod in einem Raum auf ewig existieren müssen, aus dem es kein Entrinnen gibt: die Hölle. Die Hölle ist es bei Sagor nicht, aber der Schlüsselsatz bei Sartre „Die Hölle, das sind die Anderen" gilt auch für Sven, Andreas und Kai; und besonders für Simone.
Eine besondere Stärke des Stückes ist das Schweigen des Opfers. Autor Sagor quält nicht mit Einzelheiten eines Missbrauchs. Der Schrecken, das Ungeheuerliche liegt in der Sprachlosigkeit Simones, und der Hilflosigkeit der Jungs mit der schwierigen Situation fertig zu werden.
Kristo Sagor wird 1976 in Stadtoldendorf geboren. Er geht in Lübeck zur Schule und wird von seiner Deutschlehrerin zum Schreiben animiert. Er ist Mitglied im Jugendclub des Lübecker Theaters. Der dortige Regieassistent Kai Hensel, heute selbst Dramatiker (Klamms Krieg), wird Sagors Mentor. Seitdem schreibt Sagor für das Theater und ist heute ein auf Deutschen Bühnen vielgespielter Autor.
Inszenierung Boris Wagner
Bühne/Kostüme Christine Knoll