Begleitet von Vivaldis Barockmusik, u.a. Stabat Mater RV 621, hinterfragt Nacho Duato in „Castrati“, einer Arbeit für neun Tänzer, die Bedeutung von Männlichkeit und den Stellenwert des Opfers in einer Welt, die Perfektion verlangt. Dabei beschäftigt sich das Stück von 2002 mit dem Phänomen des Kastratensängers – junge Männer, die besonders im 17. und 18. Jahrhundert kastriert wurden, um ihre hohen Singstimmen zu erhalten und die Stars ihrer Zeit waren. Duatos Werk konzentriert sich auf die Angst eines Jungen, der in diese spezielle Gemeinschaft aufgenommen werden soll. Begleitet werden die vieldeutigen Tanzbewegungen – eindrücklich und beunruhigend – von Kompositionen Vivaldis, der auch für die Kastratenstimme komponierte, ergänzt um Musik von Karl Jenkins.
Visuelle Überraschungen in Szene zu setzen, ist das Markenzeichen des tschechischen Choreographen Jiří Kylián. Zu einem seiner Schlüsselwerke gehört „Petite mort“ von 1991. Diese Choreographie Werk für sechs Männer und sechs Frauen beruht auf den populären Adagio-Sätzen der Klavierkonzerte Nr. 21 und 23 von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Intensität und Gefälligkeit der langsamen musikalischen Sätze bildet den Kontrapunkt zu einer energetischen und vieldeutigen Schau männlicher wie weiblicher Attribute. Diese spielen auf den „kleinen Tod“, („petite mort“, französisch für „Orgasmus“) als sinnliches Ritual um Aggression, Energie und Verletzlichkeit an.
Ohad Naharin, Leiter der Batsheva Dance Company in Tel Aviv, gehört zu den wichtigsten Protagonisten zeitgenössischer Choreographie und wird weltweit eingeladen, seine Werke mit renommierten Compagnien zu erarbeiten. Zum ersten Mal trifft er nun mit dem Staatsballett Berlin zusammen, das sich dafür mit dessen Bewegungsmethode „Gaga“ beschäftigt hat. Statt um Perfektion wie im klassischen Ballett geht es Naharin um eine sublime Qualität, die er - nach Edmund Burke - mit „delightful horror" beschreibt. „Secus“, das Stück des Abends für siebzehn Tänzer mit Musik von den „Beach Boys“ oder auch aus dem Hindi-Film „Kaho Naa... Pyar Hai“, wurde 2005 mit der Batsheva Dance Company uraufgeführt. „Ich mag es, mit Grenzen zu spielen. Leidenschaft und Extreme, Reduktion, herausbrechende Kraft, rohes Fleisch, saftiger Körper, es ist die Lust des Moments, wie beim Essen“, beschreibt der israelische Choreograph seine Arbeit.
PREMIERE
DUATO | KYLIÁN | NAHARIN
Choreographien von Nacho Duato, Jiří Kylián, Ohad Naharin
Berliner Erstaufführung
CASTRATI
Choreographie Nacho Duato
Musik Antonio Vivaldi (Nisi Dominus RV 608, Stabat Mater RV 621, Salve Regina RV 616, Concerto RV 439 „La notte“) und Karl Jenkins (Palladio)
Bühne Nacho Duato
Kostüme Francis Montesinos
Licht Brad Fields
Berliner Erstaufführung
SECUS
Choreographie Ohad Naharin
Musik Chari Chari, Kid 606 + Rayon (mix: Stefan Ferry), AGF, Chronomad (Wahed); Fennesz, Kaho Naa... Pyar Hai, Seefeel, The Beach Boys
Kostüme Rakefet Levy
Licht Avi Yona Bueno
PETITE MORT
Choreographie von Jiří Kylián
Musik W. A. Mozart (Klavierkonzert Nr. 23 KV 488, Adagio und Klavierkonzert Nr. 21 KV 467, Andante)
Bühne Jiří Kylián
Kostüme Joke Visser
Licht (Konzept) Jiří Kylián
Licht (Umsetzung) Joop Caboort
Es tanzen Solisten und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin
Musik vom Tonträger
Spieldauer: ca. 130 Minuten inklusive 2 Pausen
Weitere Vorstellungen
23., 27., 29. Oktober, 04. und 20. November 2015 sowie 02. und 10. März 2016
Ticketservice
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Fax 030 20 35 44 83