An sein äffisches Vorleben kann er sich kaum noch erinnern. Sein neues Leben beginnt nach der Gefangennahme in Afrika während der Schiffsüberfahrt
nach Europa. Auf dem Schiff wird er in einen zu engen Käfig gepfercht und dient den Matrosen als Objekt geschmackloser und derber Späße. Die gedemütigte Kreatur versucht, das Beste aus der misslichen Lage zu machen. Die Freiheit ist nicht wieder zu erlangen, so sucht er nach einem Ausweg, der ihn überleben lässt: Der Affe imitiert die menschlichen Laute, lernt sprechen
und erstaunt damit die Menschen in seiner Umgebung über alle Maßen. Sie lehren ihn Kunststücke und das Alkoholtrinken. Immer weiter wird er zum Menschen trainiert und zur Vorführattraktion ausgebildet. So kann er schließlich – in einen Herrenanzug gewandet – Zeugnis ablegen von seinem Werdegang: „Ich hatte keinen anderen Weg, immer vorausgesetzt, daß nicht die Freiheit zu wählen war.“ Ausweg und Freiheit – das sind die beiden zentralen Begriffe der Erzählung – der konkrete Ausweg als Gegenpart zu einer nicht greifbaren Freiheit. Der Affe muss sich in jeder Lebenssituation mit
einem Ausweg begnügen. Er sucht weder Freiheit noch Lebensentwurf. So ist die Geschichte eine Parabel auf die soziale Enge menschlicher
Gesellschaft, den starken Wunsch nach Anerkennung und auf die Macht der Ausgrenzung. In diesem Thema spiegelt sich die jüdische Herkunft
Kafkas. Hier werden Grundfragen aufgeworfen wie die Wahrung von Identität und das Scheitern der Integration durch Anpassung – das Jahrhunderte
alte Dilemma von Juden in der Diaspora.
Inszenierung: Thomas Goritzki
Es spielt:
Mohammad-Ali Behboudi