«Liebste: Ich schenke Dir das Originalmanuskript dieses Stücks über einen alten Kummer, geschrieben mit Blut und Tränen. […] Es ist als Anerkennung gedacht für Deine Liebe und Zärtlichkeit, die mir jenes Vertrauen in die Liebe gaben, das es mir ermöglichte, mich endlich mit meinen Toten auseinanderzusetzen und dieses Stück zu schreiben…». Diese Widmung, welche Eugene O’Neill seinem Drama «Eines langen Tages Reise in die Nacht» voransetzte, lässt bereits eines der zentralen Themen des Stückes erahnen: Kaum ein anderer Autor hat seine Werke so stark autobiographisch geprägt wie O’Neill dies tat – ganz besonders bei diesem Stück. Geschaffen hat er ein bedrückendes und zugleich fesselndes Psychogramm seiner Familie, einen Versuch, sich den Dämonen seiner Vergangenheit zu stellen.
«Eines langen Tages Reise in die Nacht» entstand 1941, wurde aber auf O'Neills Verfügung hin erst 1956, drei Jahre nach seinem Tod, uraufgeführt. Gezeigt wird ein einzelner Tag im Leben der Familie Tyrone. Der Vater James, ein erfolgreicher Schauspieler, tyrannisiert mit seinem krankhaft egoistischen Geiz die ganze Familie, während seine Frau Mary in einem dauerhaften Morphiumrausch vor sich hin dämmert. Der ältere Sohn James Jr. flüchtet sich vor der täglichen Hölle in den Suff und auch sein Bruder Edmund, der an Tuberkulose erkrankt ist, verfällt allmählich dem Alkohol. Ohne ins Sentimentale zu verfallen und mit gnadenloser Schärfe zeichnet O’Neill die Zerrüttung der Familie und deren unaufhaltsamen Untergang in einem geradezu schicksalhaften, höchst tragischen Teufelskreis aus Schuld und Vergessen, Hoffnung und Enttäuschung, Liebe und Hass.
Eugene O’Neill gilt als bedeutendster Vertreter des modernen amerikanischen Dramas und war Wegbereiter für Autoren wie Tennessee Williams oder Arthur Miller. Er schuf tiefgründige und äusserst eindrückliche Charaktere und untersuchte dabei die verborgenen «Konflikte des Geistes». Bei aller Tragik seiner Stücke war Eugene O’Neill stets der Meinung, es sei «mehr Glück in einer wirklichen Tragödie, als in allen Stücken mit Happy-End.»
Diese Produktion versammelt das gesamte Schauspielensemble von Theater Orchester Biel Solothurn. Für die Inszenierung zeichnet sich Janusz Kica verantwortlich, der damit seinen Einstand bei TOBS gibt. Der polnische Regisseur arbeitet regelmässig am Theater in der Josefstadt in Wien, aber auch an zahlreichen weiteren Häusern, unter anderem in Deutschland, Slowenien und Kroatien.
Deutsch von Michael Walter
Inszenierung Janusz Kica
Bühne und Kostüme Karin Fritz
Dramaturgie Adrian Flückiger
James Tyrone Günter Baumann
Mary Cavan Tyrone, seine Frau Barbara Grimm
James Tyrone Junior, ihr älterer Sohn Jan-Philip Walter Heinzel
Edmund Tyrone, ihr jüngerer Sohn Matthias Schoch
Cathleen, Hausmädchen Miriam Strübel
Einführung 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn.
Vorstellungsdaten
Solothurn, Rythalle
Sa 22.02.14 19:30 Premiere
Di 25.02.14 19:30
Sa 22.03.14 19:30
Mi 26.03.14 19:30
Fr 28.03.14 19:30
Do 10.04.14 19:30
Di 06.05.14 19:30
Biel, Stadttheater
Di 11.03.14 19:30 Premiere
Fr 14.03.14 19:30
Mi 19.03.14 19:30
Do 17.04.14 19:30
Sa 03.05.14 19:00
Do 08.05.14 19:30
Auswärtige Vorstellungen
Do 13.03.14 20:00 Casino-Theater, Burgdorf