Zwei Männer, vier Identitäten, ein Name, zwei Hochzeiten und der Ernst des Lebens. Aber von vorn. Der wohlhabende Gentleman Algernon erfindet sich einen kranken Freund, Bunbury, damit er eine willkommene Ausrede hat, den gesellschaftlichen Verpflichtungen der Großstadt zu entgehen, und sich auf das Land zurückziehen kann. Bei Jack ist es umgekehrt. Er wohnt eigentlich auf dem Land und flieht Richtung Metropole, um seinem erfundenen Bruder Ernst zu helfen. Zwei Männer suchen ihre Freiheit und wenden sich dabei nicht etwa gegen die sozialen Zuweisungen, sondern gegen ihre wahren Identitäten. Sie erfinden sich selbst neu. Doch für Jack soll Schluss sein mit der Ausrede, er will seinen liederlichen Bruder Ernst „sterben“ lassen, um Gwendolen reinen Gewissens heiraten zu können.
Im chaotischen Strudel um die Behauptungen der Doppelleben kommen schließlich alle Verbandelten auf Jacks Landgut zusammen — doch bevor der Verwirrung ein Ende gesetzt werden kann, gibt sich Algernon als Jacks Bruder Ernst aus. Als ob das alles nicht schon kompliziert genug wäre, wollen die beiden Angebeteten Gwendolen und Cecily zudem nur jemanden an ihrer Seite wissen, der es nicht nur Ernst mit ihnen meint, sondern auch so heißt. Als dann noch die verwandtschaftlichen Einsprüche gegen die Vermählungen geäußert werden, sorgt im kompletten Durcheinander schließlich eine Reisetasche für die lang ersehnte Ordnung und die überraschende Wahrheit.
Die 1895 uraufgeführte Komödie von Oscar Wilde, in einer Überarbeitung von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, zeigt auf absurde Art und Weise, in welchen sozialen Gerüsten und Netzen sich die Figuren bewegen müssen und an welche Grenzen der Selbstbestimmung sie treffen. Letztlich bleibt die Frage, wen es wirklich interessiert, wer man ist. Und vor allem wenn das, was man vorgibt zu sein, doch so passend scheint.
Die Kulisse für diese verworrene Komödie der Identitäten bietet das Gohliser Schlösschen, dort findet damit zum zweiten Mal in Folge das Sommertheater des Schauspiel Leipzig statt.
Regisseur Christian Brey absolvierte zunächst ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart und war anschließend am Schauspiel Stuttgart engagiert. Dort folgten erste Regiearbeiten, ebenso wie der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit mit Harald Schmidt. Seither inszenierte er unter anderem am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, Theater am Kurfürstendamm, Schauspiel Frankfurt, Schauspielhaus Bochum, am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie am Theater Münster und Theater Heidelberg.
Deutsche Fassung von Elfriede Jelinek nach einer Übersetzung von Karin Rausch
Regie: Christian Brey
Bühne & Kostüme: Anette Hachmann
Live-Musik: Arpen
Produktionsdramaturgie: Annelie Mattheis
Licht: Carsten Rüger
Mit
Julia Berke
Erik Born
Jonas Fürstenau
Ellen Hellwig
Hartmut Neuber
Julia Preuß
Hannelore Schubert
Florian Steffens
18.5. / 20.5. / 26.5. / 27.5. / 29.5. | jeweils 20.00 Uhr
Gohliser Schlösschen, Menckestraße 23, 04155 Leipzig