Die Mutter, von ihrem Mann um Liebe und Geld betrogen, ist labil und tablettensüchtig. Der älteste Sohn sucht die fehlende familiäre Geborgenheit in Bars und Bordellen, und der jüngere, schwer erkrankt, verfällt zunehmend der Alkoholsucht ...
In seinem autobiographisch gefärbten Stück „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ entlarvt Eugene O’Neill die schicksalhafte Verstrickung der Mitglieder der Familie Tyrone, indem er unbarmherzig alle Nervenenden bloßlegt: Jeder einzelne betrügt und quält die anderen im verzweifelten Versuch, die Schuld am eigenen Dilemma auf die Angehörigen abzuwälzen. Unentwegt weichen alle der Wahrheit aus, finden zu keiner Form gemeinsamer Kommunikation. Trotzdem wird immer deutlicher, dass jeder seinen Teil zum tragischen Schicksal der Familie beigetragen hat.
Über die Tragödie der Familie Tyrone hinaus zeichnet O’Neill in seinem Stück das Bild einer Gesellschaft, in der Erfolg und soziales Prestige alles sind, das Scheitern ausgeblendet wird, und in der kein Raum bleibt für individuelle Lebensentwürfe.
Schirin Khodadadian, geboren in Bergisch-Gladbach, bekam für ihre Inszenierung von Theresia Walsers Stück „So wild ist es in unseren Wäldern schon lange nicht mehr“ am Staatstheater Kassel 2005 den Förderpreis für Regie der Deutschen Akademie für Darstellende Künste. Die Zusammenarbeit mit der Autorin Theresia Walser setzte sie mit der Uraufführung „Die Liste der letzten Dinge“ am Bayerischen Staatsschauspiel 2006 und der Uraufführung „Morgen in Katar“ am Staatstheater Kassel 2008 fort. Sie inszenierte außerdem am Schauspiel Bonn und am Niedersächsischen Staatstheater Hannover. Am Staatstheater Mainz zeigte sie bereits Shakespeares „Sommernachtstraum“ und Schillers „Die Jungfrau von Orleans“.
Inszenierung Schirin Khodadadian
Bühne und Kostüme Carolin Mittler
Musik Johannes Winde