Sie erreicht ihr Ziel nie: Die junge Frau, deren Name sowohl in den westlichen als auch in den östlichen Quellen nicht genannt ist, wird vom französischen Kreuzritter Reynaud de Chatillon entführt und eingekerkert. Ein unbarmherziges Spiel aus Verführung, Folter und intellektuellem Disput beginnt, in dem nicht nur zwei Kulturen, sondern auch zwei Geschlechter aufeinanderprallen. Die historische Überlieferung bildet die Basis von Betty Shamiehs Stück. Ausgehend von den historischen Fakten setzt sie die komplexen Beziehungen der drei Figuren zueinander. Shamieh zeigt eine unglaublich intelligente und kämpferische Frau, die in der Konfrontation mit zwei Männern, dem sadistischen Kreuzritter und ihrem mächtigen, ihr Leben rigide mitbestimmenden Bruders, die Fäden in der Hand behält und sich auch von ihrer Epilepsie nicht von ihrem Tatendrang abhalten lässt.
Das Drei-Personen-Stück „Territories“ bewegt sich fließend zwischen den Zeitebenen vor, während und nach der Entführung, um eine Geschichte über Geschlechterrollen, sexuelle Anziehung, Macht und Krieg zu erzählen, die ihre Figuren an die Grenzen ihrer Überzeugungen katapultiert. Eine spannende Untersuchung der Wurzeln heutiger Konflikte und doch auch ein zeitloses Drama.
Betty Shamieh ist Dramatikerin, Drehbuchautorin und Schauspielerin. Sie wurde in San Francisco geboren, ihre Eltern waren aus Palästina eingewandert. Shamieh hat über 15 Theaterstücke verfasst, darunter „The Machine“ (2007 inszeniert von Marisa Tomei), „The Black Eyed“ (2005 am Magic Theatre San Francisco, 2008 am New York Theatre Workshop), „Roar“ (2004 am Off-Broadway mit Annabella Sciorra und Sarita Choudhury) und „Chocolate In Heat“ (2001 beim New York International Fringe Festival mit der Autorin als Darstellerin). Ihre Arbeit wurde in Amerika mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem National Endowment for the Arts Stipendium, der Sundance Theatre Institute Residency und dem New York Foundation for the Arts Award. Sie graduierte an der Harvard University und an der Yale School of Drama und unterrichtete selber am Marymount Manhattan College. Seit ihrem Debüt als Schriftstellerin kämpft sie um einen differenzierten Dialog im Spannungsfeld zwischen Amerika und dem Nahen Osten. Zur Zeit arbeitet sie an ihrem ersten Roman.
In europäischer Erstaufführung zeigt das Landestheater Linz in Kooperation mit Linz09 das neueste Stück der palästinensisch-amerikanischen Autorin (Uraufführung am 19. Jänner 2008 am Magic Theatre in San Francisco).
Inszenierung Gerhard Willert
Bühne und Kostüme Alexandra Pitz
Musik Christoph Coburger
Dramaturgie Kathrin Bieligk
Saladin (Salah Al-Din Yusuf Ibn Ayyuh) Sebastian Hufschmidt
Renaud Lutz Zeidler
Alia Nicole Reitzenstein
Keyboards Marco Palewicz