Es entstand in einer Zeit, als Überlegungen laut wurden, das Tanz-Forum Köln mit dem klassischen Bonner Ballett zu fusionieren, was aufgrund der unterschiedlichen Stilistik der beiden Ensembles kaum möglich gewesen wäre. Als Reaktion darauf entwarf Jochen Ulrich gemeinsam mit Samuelina Tahija eine Collage, die die besonderen Qualitäten der Kölner Tänzer präsentierte und dem Publikum einen Einblick in die tägliche Arbeit eines Balletttänzers gab. Die allmorgendlichen Etuden und Übungen, das regelmäßige Training, die Improvisationen der Tänzer wurden dabei zu einer lockeren Suite kombiniert. Das Ergebnis des innerhalb kurzer Zeit zusammengestellten Stückes war ein großer Erfolg, der die Fusionspläne regelrecht vom Tisch fegte. Darüber hinaus erwies sich „Übungen für Tänzer“ als äußerst publikumswirksam und zählte zu den meistgespielten Balletten des Choreografen. Inzwischen war das Stück unter dem internationalen Titel „Exercises for Dancers“ sogar in Hongkong, Buenos Aires und Casablanca zu erleben.
Das Stück ist eine abwechslungsreiche und rasante Tanz-Komödie. Sie handelt vor allem von Beziehungen zwischen Menschen und allen denkbaren damit verbundenen Situationen. Begleitet von einem Pianisten und einem Schlagzeuger, durchleben die Chemnitzer Tänzerinnen und Tänzer allerlei heitere, spannende und akrobatische Beziehungs-Situationen und durchtanzen dabei verschiedene musikalische Stile von Tango über Sarabande bis hin zu Boogie Woogie.
Jochen Ulrich (Choreografie)
begann seine Laufbahn 1967 als Tänzer beim Ballett der Kölner Oper, nach einer Ausbildung am dortigen Institut für Bühnentanz. Hier entstehen auch seine ersten Ballette für Studio-Aufführungen, die ihm 1970 den Berliner Kritikerpreis einbringen. Er ist Mitbegründer des Tanz-Forum Köln, das 1971 als erste moderne Tanzkompanie in Deutschland an der Kölner Oper entstand und dessen Stil Jochen Ulrich seit 1979 als künstlerischer Leiter und Chefchoreograf entscheidend geprägt hat. Ein klarer, akrobatisch-technisch orientierter Tanz, der sich jeweils dem gewählten Thema entsprechend neu ordnet und so jedem Werk eine unverwechselbar eigene Form gibt, kennzeichnet Jochen Ulrichs Ballette.
Zahlreiche Tourneen und Gastspiele sowie Einladungen als Gastchoreograf in zahlreiche Länder haben Jochen Ulrichs Arbeit international bekannt gemacht. In Köln hat er 15 Jahre lang (bis 1985) durch die „Internationale Welt des Modernen Tanzes“ in Deutschland ein Fenster geschaffen für die wichtigsten internationalen Entwicklungen im Modernen Tanz.
Zahlreiche Choreografen und Ballettdirektoren sind unter Jochen Ulrichs Kölner Ära aus den Reihen des Ensembles gewachsen, u. a. Bernd Schindowski (Ballett Schindowski Gelsenkirchen), Richard Wherlock (Basler Ballett), Katrin Hall (Icelandic Dance Company, Reykjavik), Philippe Talard (ehemals Nationaltheater Mannheim), Darrel Toulon (Ballett Graz) und Lode Devos (Ballett Chemnitz).
Von 2000 - 2006 fungiert Jochen Ulrich als Künstlerischer Leiter des Tanztheaters am Tiroler Landestheater in Innsbruck, wo auch zahlreiche Uraufführungen entstanden.
Mit dem Ballett der Wiener Staatsoper entsteht für das Neujahrskonzert 2001 der Wiener Philharmoniker der Tanzfilm „Lanners Traum Tänze“ für den ORF. Jochen Ulrichs Ballette „Lulu“ und „Get up early“ sind in der Regie von Bob Rooyens und im Auftrag des WDR verfilmt worden. Für arte hat Jochen Ulrich im Auftrag des WDR 2004 den Tanzfilm „Karneval / Carnaval“ choreografiert.
Mit Beginn der Spielzeit 2006/07 hat Jochen Ulrich die Ballettdirektion am Landestheater Linz übernommen. Hier ist als erste Kreation „Lorenzaccio“ zur eigens dafür komponierten Musik von Alexander Balanescu 2007 uraufgeführt worden.
Choreografie und Inszenierung: Jochen Ulrich
Musikcollage: Samuelina Tahija
Ausstattung, Filmkonzeption und Realisation: Stefan Weinert
“Exercises for Dancers“ wird live von Piano und Schlagzeug begleitet
Es tanzt das Ballett Chemnitz
Die nächsten Vorstellungen sind am 19. und 27. Juni 2009, jeweils 19.30 Uhr.