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FRANZ GRILLPARZER: DAS GOLDENE VLIES im Schauspiel Köln

DER GASTFREUND – DIE ARGONAUTEN – MEDEA

Premiere 8. Mai 2008 um 19.30 Uhr, Schauspielhaus

Das Goldene Vlies ist – ähnlich wie das Nibelungengold oder der Gral des Mittelalters – ein Symbol: ein goldenes Widderfell, das in der Antike für Macht, Reichtum, gottgegebenes Herrschaftscharisma steht.

Die Herkunft des Vlieses lässt Grillparzer in seiner Trilogie absichtsvoll im Dunklen. Im »Gastfreund« bringt es Phryxus, der aus seiner griechischen Heimat fliehen muss, nach Kolchis ans schwarze Meer. Doch vorher hat er es einer Götterstatue im Tempel von Delphi „abgenommen“, die aussah wie der Gott der Kolcher. Für Aietes, den König der Kolcher, ist Phryxus deshalb ein Tempelräuber. Und er bemächtigt sich des Goldenen Vlieses, indem er den Griechen, der ihn um Schutz und Asyl bittet, in einen heimtückischen Hinterhalt lockt, ermordet und beraubt. Aietes Tochter Medea ist entsetzt über diese gewaltsame Verletzung des Gastrechtes, sie ahnt für die Zukunft ihrer Heimat Böses.

Und tatsächlich erscheinen wieder Griechen in Kolchis, die sich nach ihrem Schiff, der Argo, Argonauten nennen. Unter der Führung von Jason wollen sie die Ermordung des Phryxus rächen und das wertvolle Goldene Vlies zurückerobern. Jason begegnet Medea, sie verlieben sich ineinander. Medea gelingt es nicht, die Begegnung zwischen ihm und ihrem Vater friedlich zu regeln. Ihr Bruder Absyrtus bringt sich selbst um, als Jason ihn zur Geisel nehmen will, aber Medea entscheidet sich trotzdem für den Geliebten; beide flüchten mit dem Vlies nach Griechenland. Der letzte Teil der Trilogie erzählt vom grausamen Ende dieser Liebe; seit Euripides ist die Geschichte weltberühmt: Jahrelang irren Jason und Medea durch Hellas, immer wieder werden sie vertrieben, weil die Griechen ihre Verbindung nicht akzeptieren. Schließlich bitten sie bei Kreon, dem König von Korinth, um Asyl. Kreon will Jason mit seiner Tochter Kreusa verheiraten. Vorher soll er sich von Medea trennen und ihr das Goldene Vlies entwenden. Als sich Jason auf diesen Vorschlag einlässt, verweist Kreon Medea außer Landes und löst damit die Katastrophe aus.

Grillparzer zeigt, wie brüchig unsere Selbstbilder und Wahrnehmungen des anderen sind: In Kolchis wie in Griechenland finden sich die gleichen Grundmuster menschlichen Verhaltens, trotzdem oder gerade deshalb eskaliert die Situation. Es geht um die katastrophale Begegnung verschiedener Kulturen, um die Unfähigkeit der Menschen friedlich zu koexistieren. Es geht aber auch um Selbstentfremdung, um die Tragödie des Lebens, wenn wir falsche Entscheidungen treffen und damit sowohl uns selbst wie den anderen verfehlen.

MIT CARLO LJUBEK / SUE SCHLOTTE / MARIA SCHRADER / MANFRED ZAPATKA / PATRYCIA ZIOLKOWSKA

REGIE KARIN BEIER / BÜHNE JENS KILIAN / KOSTÜME JOHANNA PFAU /

MUSIK WOLFGANG SIUDA / CHOREOGRAFISCHE MITARBEIT VALENTI ROCAMORA I TORA / DRAMATURGIE RITA THIELE

SCHAUSPIELHAUS / 08.05. (PREMIERE) / 09.05. / 13.05. / 18.05. / 23.05. / 24.05.

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