Die Uraufführung 1912 in Frankfurt am Main machte Franz Schreker mit einem
Schlag berühmt: Das Publikum war fasziniert von der Sinnlichkeit und dem
Farbenreichtum seiner Musik, der psychologischen Durchdringung der Figuren.
Bis Mitte der 20er Jahre galt Schreker als der erfolgreichste lebende
deutsche Opernkomponist, doch ab 1933 wurde seine Musik als„entartet“
gebrandmarkt.
„Der ferne Klang“ ist ein Schlüsselwerk des frühen 20. Jahrhunderts, der Komponist Franz Schreker (1878–1934) ist aus politischen wie ästhetischen Gründen eine paradigmatische Gestalt, in deren Schicksal die Geschichte einer ganzen Komponistengeneration schlaglichtartig erhellt wird. Bis Ende der zwanziger Jahre war er der erfolgreichste lebende Opernkomponist
Deutschlands, seine Werke (darunter Die Gezeichneten, Der Schatzgräber, Das Spielwerk und die Prinzessin, Der singende Teufel) wurden öfter gespielt als die von Richard Strauss. Der Musikschriftsteller Paul Bekker pries ihn als erste wirkliche Alternative zu Richard Wagner. Mit Arnold Schönberg verband ihn eine enge Arbeitsbeziehung, Alban Berg fertigte den Klavierauszug zum „Fernen Klang“ an.
Seit 1920 war Schreker Direktor der Berliner Musikhochschule, er bekleidete damit das prominenteste und einflussreichste Amt der Musikausbildung im Deutschen Reich. In dieser Funktion berief er viele wichtige avantgardistische Musiker als Dozenten nach Berlin. Franz Schreker war Jude und schon während der Weimarer Zeit bekam er entsprechende Ressentiments zu spüren. Alfred Preuss nannte ihn „den Alberich des deutschen Musiklebens“ und warf ihm „Verbrechen gegen die deutsche Seele“ vor.
Bereits 1932 wurde er auf Druck aus NS-Kreisen aus seinen Ämtern vertrieben, 1934 starb er verbittert in Berlin. Im Katalog zur Ausstellung „Entartete Musik“ war 1938 unter seinem Bild der Satz zu finden: „Schreker war der Magnus Hirschfeld unter den Opernkomponisten. Es gab keine sexual-pathologische Verirrung, die er nicht unter Musik gesetzt hätte.“ Bei aller Infamie enthielt diese Bemerkung einen wahren Kern. Magnus Hirschfeld war der Begründer des weltberühmten Berliner Instituts für Sexualforschung, das 1933 von den Nationalsozialisten sofort zerschlagen wurde. Die Nazis wussten, wer ihrer Blut-und-Boden-Ideologie am gefährlichsten war. Franz Schreker gelang es, von den Erkenntnissen Freuds inspiriert, mit musikalischen Mitteln in bis dahin unerhörte und unausgelotete seelische Tiefenschichten vorzustoßen.
Seine irisierende, reiche, manchmal üppige Klangsprache ist von Debussy genauso beeinflusst wie vom frühen Schönberg der „Gurrelieder“ und hat bis heute nichts von ihrer Sogwirkung auf die Zuhörer verloren. Doch gerade sie machte es seinen Werken auch nach 1945 schwer, wieder ins Bewusstsein zu dringen. Erst in den 1970er Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass Schrekers oft filmische Montagetechnik, das faszinierende Changieren zwischen spätromantischer Harmonik und Klangsprache und den Grenzen der Tonalität, sein ganz eigener Umgang mit motivischer Entwicklung, einen eigenständigen Weg neben der zweiten Wiener Schule beschritt.
Ein wichtiger Meilenstein der Schrekerrenaissance war 1979 die Aufführung der
„Gezeichneten“ an der Oper Frankfurt, in der Regie von Hans Neuenfels. Mit Michael Gielen nahm sich einer der bedeutendsten zeitgenössischen Dirigenten der Musik Schrekers an und ließ die Modernität dieser Partitur zum Klangereignis werden. Seitdem erobert sich Schreker nach und nach seinen Platz im Repertoire zurück. Dabei stellen seine Werke auch heute noch
für jedes Operntheater eine große Herausforderung dar. Die Realisierung seiner komplexen musikalischen und szenischen Anforderungen verlangt die Bündelung aller Kräfte eines Hauses.
Das Theater Augsburg hat sich in den letzten zwei Spielzeiten unter der
Leitung von Intendantin Juliane Votteler und Operndirektor Ralf Waldschmidt
schon mehrfach mit wichtigen Werken abseits des üblichen Repertoires
erfolgreich befasst. Gemeinsam mit dem neuen Generalmusikdirektor Dirk
Kaftan wurde „Der ferne Klang“ in monatelanger musikalischer Arbeit
vorbereitet. Die Regie hat anstelle des erkrankten Nicholas Broadhurst nun
Renate Ackermann übernommen.
Libretto vom Komponisten
Musikalische Leitung Dirk Kaftan / Kevin John Edusei
Inszenierung Renate Ackermann
Bühne und Kostüme Timo Dentler und Okarina Peter
Choreinstudierung Karl Andreas Mehling
Dramaturgie Ralf Waldschmidt
Der alte Graumann, pensionierter kleiner Beamter .. Eckehard Gerboth
Seine Frau .............................................................. Wilhelmine Busch
Grete, beider Tochter.............................................. Sally du Randt
Fritz, ein junger Künstler ......................................... Mathias Schulz
Der Wirt des Gasthauses zum „Schwan“ ................ Markus Hauser
Ein Schmierenschauspieler...................................... Jan Friedrich Eggers
Dr. Vigelius, ein Winkeladvokat .............................. Stephen Owen
Ein altes Weib......................................................... Kerstin Descher
Mizzi, Tänzerin....................................................... Isabel Blechschmidt
Milli, Tänzerin ........................................................ Stephanie Hampl
Mary, Tänzerin ....................................................... Jasmin Hörner
Eine Spanierin......................................................... Maria Theresia Jakob
Der Graf ................................................................. Seung-Gi Jung
Der Baron .............................................................. Jan Friedrich Eggers
Der Chevalier ......................................................... Seung-Hyun Kim
Rudolf, Fritzens Freund und Arzt............................. Jan Friedrich Eggers
1. Chorist ............................................................... Gerhard Werlitz
Kellnerin................................................................. Stephanie Hampl
Ein zweifelhaftes Individuum.................................. Roman Payer
Ein Polizist .............................................................. Markus Hauser
Gäste ...................................................................... Chor
Choristin und Choristen.......................................... Chor
Chor und Statisterie des Theaters Augsburg
Philharmonisches Orchester Augsburg
Weitere Termine:
3., 14., 28. März, 6., 16. April und 8. Mai 2010
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