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"Fussball-Bar" im schauspielfrankfurt

Bis 28.6.2006:

 

Mittwoch, 17.05.06, 20 Uhr / Glas Haus:

"Fußball und Globalisierung – ›Rechter vs. linker Fußball‹"

Mittwoch, 17.05.06, 20 Uhr / Glas Haus / € 8,-

Mit: Jörg Hahn (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Wolfgang Hettfleisch (Redakteur, Frankfurter Rundschau) und Harald Irnberger (Autor, Die Mannschaft ohne Eigenschaften – Fußball im Netz der Globalisierung, 2005)

Moderation: Jürgen Roth

Daß Fußball und Politik manches gemeinsam haben, weiß man spätestens seit Klaus von Dohnanyis Erkenntnis: »Fußball und Politik haben manches gemeinsam.« Wer aber doch etwas genauer wissen will, was Fußball und Politik in einer globalisierten Welt miteinander zu schaffen haben, der kann sich in der mittlerweile umfänglichen fußballhistorischen Literatur umsehen.

Nach den erfolgreichen Veranstaltungen im März Ror Wolfs Gesammelte Fußballhörspiele und April Fußball und Medien – Was stellt der Journalismus mit dem Spiel an? schließt sich am 17. Mai 2006 die Fußball-Bar mit dem Thema Fußball und Globalisierung – ›Rechter vers linker Fußball‹ an.

Im WM-Monat Juni 2006 finden vier weitere Fußballabende im schauspielfrankfurt statt.

 

Das Programm im einzelnen:

 

Fußball und Globalisierung – ›Rechter vs. linker Fußball‹

/ Mittwoch, 17.05.06, 20 Uhr / Glas Haus / € 8,-

/ Mit: Jörg Hahn (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Wolfgang Hettfleisch (Redakteur, Frankfurter Rundschau) und Harald Irnberger (Autor, Die Mannschaft ohne Eigenschaften – Fußball im Netz der Globalisierung, 2005)

/ Moderation: Jürgen Roth

Daß Fußball und Politik manches gemeinsam haben, weiß man spätestens seit Klaus von Dohnanyis Erkenntnis: »Fußball und Politik haben manches gemeinsam.« Wer aber doch etwas genauer wissen will, was Fußball und Politik in einer globalisierten Welt miteinander zu schaffen haben, der kann sich in der mittlerweile umfänglichen fußballhistorischen Literatur umsehen.

Mit Jörg Hahn, Harald Irnberger und Norbert Seitz hat das schauspielfrankfurt drei herausragende Kenner der Verwicklungen zwischen Fußball und Politik und der Entwicklungen des heute voll und ganz globalisierten Fußballs eingeladen. Sie werden kontrovers und unterhaltsam darüber diskutieren, ob die These von der ›nahtlosen Übereinstimmung zwischen Fußball und Politik‹ (Norbert Seitz) nach wie vor stimmig ist; ob ›die regionale Identität, die einmal prägendes Element des Fußballs war, nicht bereits einem globalisierten Fußball zum Opfer gefallen ist‹, wie Harald Irnberger in seinem gewaltigen, 500-seitigen Buch Die Mannschaft ohne Eigenschaften – Fußball im Netz der Globalisierung fragt; ob das ›Gift des Spätkapitalismus‹ (Eckhard Henscheid) das schöne Spiel endgültig zerstört hat; oder ob es Alternativen gibt – ob dem sogenannten rechten, rein auf Erfolg ausgerichteten Effizienz- und Betonfußball die Idee eines linken, emanzipativen, kreativen, utopisch aufgeladenen Spiels entgegengesetzt werden kann, wie es der Fußballphilosoph César Luis Menotti bis heute fordert.

Jörg Hahn, geboren 1961 in Essen. Schule, Schulsport, Schülerzeitung, Sportjournalist. Mitarbeit bei Stadtzeitung, PR-Agentur, Kabelfernseh-Pilotprojekt, diversen Büchern, seit 1981 für die FAZ tätig, seit 2004 Leiter der Sportredaktion der FAZ und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Jüngst ist von ihm (zusammen mit Christian Eichler) das Buch Flach spielen, hoch gewinnen – Fußballkünstler (2005) erschienen, in dem die These verfochten wird, daß der Mensch im Sinne Schillers nur dort Mensch sei, wo er Fußball spiele.

Harald Irnberger, geboren 1949 in Wolfsberg/Kärnten, ist seit 1967 als Reporter und Autor tätig und war Chefredakteur der Zeitschriften Extrablatt (Wien) und Das Magazin (Wien). Irnberger berichtete für Zeitungen und Zeitschriften (u. a. Spiegel, GEO, Merian, stern, Süddeutsche Zeitung, ZEIT, Tagesanzeiger) aus Südostasien, dem Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika und veröffentlichte zahlreiche Sachbücher, Drehbücher und literarische Titel, darunter I bin Österreicher – Satiren und Parodien über das österreichische Wesen (1986/2005), Zentralamerika – Akteure, Opfer, Profiteure (1989), Stimmbruch (1994) und Gabriel Garcia Marquez – Die Magie der Wirklichkeit (2003/2005). Nach Wohnsitzen u. a. in Nicaragua und Nordafrika lebt Irnberger heute in Andalusien. Seit 2003 ist er Spanien-Korrespondent des kicker. Bücher zum Fußball: César Luis Menotti – Ball und Gegner laufen lassen (2000), Beckenbauer – Ein Bayer zwischen Wahn und Wirklichkeit(2001) und jüngst das Magnum opus Die Mannschaft ohne Eigenschaften – Fußball im Netz der Globalisierung (2005).

Wolfgang Hettfleisch, geboren 1961 in Reutlingen, ausgebildeter Historiker, arbeitet als Sportreporter bei der Frankfurter Rundschau. 2005 erschien Wichtig ist, wer hinten hält. Fouls und Schwalben in Fußball und Politik, gemeinsam mit Stefan Behr und Jürgen Roth.

// Tore, Titel, Temperamentsausbrüche – WM-Geschichte als Nationalhistorie

 

 

Sonntag, 11.06.06, 11 Uhr / Glas Haus / € 8,-

/ Mit: Rudi Michel (Sportjournalist und -reporter), György Szepesi (ungarische Reporterlegende, übertrug u. a. das Endspiel von 1954) Dietrich Schulze-Marmeling (Fußballhistoriker und –publizist) und Jürgen Sparwasser (schoß bei der WM 1974 das Siegtor der DDR-Auswahl gegen die westdeutsche Nationalmannschaft)

/ Moderation: Martin Maria Schwarz (hr2)

»Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in ihrem ersten Jahrzehnt ist undenkbar ohne Konrad Adenauer, aber auch nur unvollständig zu rekonstruieren, ohne an Sepp Herberger, Fritz Walter und später Uwe Seeler zu erinnern. Sie hatten für die Mehrheit der Bevölkerung eine viel entscheidendere Funktion als beispielsweise die Literaten jener Jahre«, schreibt der Soziologe Gerd Hortleder und bekräftigt damit ein Deutungsmuster, das den großen Fußballereignissen, den WM-Turnieren, und ihrem Ausgang so etwas wie nationalhistorisches Gewicht attestiert.

Überschneidungen zwischen Sport- und Politikgeschichte und Korrespondenzen zwischen Fußball und öffentlichem Bewußtsein lassen sich durchaus konstatieren, doch wie weit darf, soll, kann eine solche Engführung gehen? 1954 feierte die Bundesrepublik ihren ›Wiedereintritt in die Völkergemeinschaft‹, 1974 bekräftigte der Sieg von München den sozialliberalen Konsens, 1990 mußte das in Bälde ›wiedervereinigte Deutschland‹ zwangsläufig den Titel gewinnen – ist das so? Und wie stellt sich das aus der Perspektive derjenigen dar, die dabei waren, als Spieler oder als Reporter?

Rudi Michel, geboren 1921 in Kaiserslautern, war von 1948 an als Sportjournalist beim Südwestfunk in Baden-Baden tätig und ebenda von 1962 bis 1987 Hauptabteilungsleiter Sport für Hörfunk und Fernsehen. Zwischen 1958 und 1982 kommentierte er fürs ARD-Fernsehen fünf Fußball-WM-Endspiele. Michel gilt als Initiator der TV-Magazin-Sendereihe Sport unter der Lupe (1969–2000). Als Herausgeber hat er den Sammelband Fritz Walter – Die Legende des deutschen Fußballs (1995), als Chefredakteur die Festschrift 100 Jahre DFB – Die Geschichte des deutschen Fußball-Bundes (1999) verantwortet. Zuletzt erschienen (unter Mitarbeit von Harro Schweizer): Deutschland ist Weltmeister! – Meine Erinnerungen an das Wunder von Bern (2004).

Dietrich Schulze-Marmeling, geboren 1956, lebt als Autor und Lektor in Altenberge. Er zählt zu den herausragenden Fußballhistorikern des Landes. Sein 1992 erschienenes Buch Der gezähmte Fußball – Zur Geschichte eines subversiven Sports ist stark beachtet und diskutiert worden. Es hat neue Maßstäbe im Umgang mit dem Thema Fußball gesetzt, indem es den Sport auch integral als Teil gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen beschreibt. Seither hat Schulze-Marmeling eine Reihe weiterer Standardwerke vorgelegt, darunter zwei umfangreiche Monographien über Bayern München und Borussia Dortmund sowie Fußball für Millionen – Die Geschichte der deutschen Nationalmannschaft (1999), Fußball – Zur Geschichte eines globalen Sports (2000) und Die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften 1930–2006 (zusammen mit Hubert Dahlkamp, 2001/2006).

Jürgen Sparwasser, geboren 1948 in Halberstadt, lief 53mal für die Nationalelf der DDR auf. Am 22. Juni 1974 traf er im Hamburger Volksparkstadion in der 78. Minute zum 1:0 gegen den späteren Weltmeister BRD. Die Bedeutung dieses Tores hat er selbst in einem Satz zusammengefaßt: „Wenn man auf meinen Grabstein eines Tages nur ‚Hamburg 74‘ schreibt, weiß jeder, wer darunter liegt.“ Sparwasser gewann mit dem 1. FC Magdeburg 1974 den Europapokal der Pokalsieger (gegen den großen Favoriten AC Mailand) – der einzige internationale Titel einer Mannschaft aus der DDR-Oberliga. Für seinen Heimklub erzielte der Mittelfeldspieler 131 Tore, für die Nationalauswahl 15. 1979 mußte er auf Grund körperlicher Probleme seine Karriere beenden, 1988 blieb er nach einem Altherrenturnier in der Bundesrepublik, wo er u. a. von 1990 bis 1992 als Trainer von Darmstadt 98 und drei Jahre lang als Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV) tätig war. Jürgen Sparwasser lebt in Bad Vilbel. Sein Trikot aus dem Spiel vom 22. Juni 1974, das er nach der Partie mit Paul Breitner getauscht hatte, hängt heute im Haus der Geschichte in Bonn.

György Szepesi, geboren 1922, lebt in Budapest. Er ist „das ungarische Pendant zu Herbert Zimmermann“ (DFB). Der „zwölfte Mann“ des ungarischen Wunderteams, der „goldenen Mannschaft“, übertrug das legendäre Berner Finale 1954 für den ungarischen Rundfunk. Während Zimmermann nach dem Schlußpfiff in sein berühmtes „Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus!“ verfiel, verlor Szepesi auf andere Weise die Fassung. „Meine Damen und Herren, mir fließen die Tränen runter“, gestand er über den Äther. Peter Kasza hat die letzten Minuten des WM-Finales 1954 so beschrieben: „Nach dem Siegtor von Rahn schießt Puskás noch ein Tor. Szepesi braucht sehr viel länger, bis er merkt, daß der Linienrichter die Fahne gehoben hat, sehr viel länger, als Zimmermann braucht. Danach braucht er ’ne gewisse Zeit, aber er sagt dann, wir gratulieren den Deutschen. Sie haben hervorragend gespielt. Und er sagt diesen Satz, den er – glaube ich – geistig umnächtigt gesagt hat: Es ist nur ein Fußballspiel. Wir haben nur ein Fußballspiel verloren. Das war natürlich viel mehr als ein Fußballspiel.“ György Szepesi war von 1962 bis 2000 Mitglied des ungarischen Olympischen Komitees, von 1978 bis 1986 Vorsitzender des ungarischen Fußballverbandes und von 1982 bis 1994 Vorsitzender des Exekutivkomitees der FIFA. 1994 wurde der promovierte Sportwissenschaftler Ehrenmitglied der FIFA, 1995 wurde er mit dem Olympischen Orden des IOK ausgezeichnet. Szepesi ist eine Legende des Journalismus. Seit 1945 arbeitete er für das ungarische Radio, und er berichtete bis ins Jahr 2000 von sämtlichen Olympischen Spielen. Daß er auch keine einzige Fußballweltmeisterschaft verpaßt hat, versteht sich für den diesjährigen Ehrengast der FIFA von selbst.

// Fußball-Utopia Brasilien – Die Kunst des schönen Spiels und seine Korruption

 

Samstag, 17.06.06, 20 Uhr / Glas Haus / € 8,-

/ Mit: Thomas Kistner (Sportredakteur, Süddeutsche Zeitung), Christian Eichler (Sportkorrespondent Europa, Frankfurter Allgemeine Zeitung) und Jürgen Roth (Schriftsteller und Journalist, Frankfurt am Main)

/ Moderation: Martin Maria Schwarz (hr2)

Seit die Seleção 1958 in Schweden zum ersten Mal den Weltmeistertitel gewann, gilt die brasilianische Nationalmannschaft weltweit als das Nonplusultra des Fußballs. Die Bewunderung für die spielerischen Künste von Stars wie Garrincha und Pelé, später Rivelino, Sócrates und

Zico ist bis heute ungebrochen. Und wer könnte sich auch des leichtfüßigen Fußballs entziehen, den Ronaldo, Ronaldinho und Robinho dieser Tage auf den Rasen zaubern? Oder Roberto, Marcelinho und Dédé in der Bundesliga?

Dennoch: Wer sich näher mit dem brasilianischen Fußball beschäftigt, dem kann nicht entgehen, daß die weitverbreiteten Mythen über die ›Zauberer vom Zuckerhut‹ den korrupten und unerbittlichen Fußballalltag in Brasilien kaschieren. Das wird auch deutlich, wenn man sich der Geschichte der Brasilianer in der Bundesliga zuwendet. Aus diesem Blickwinkel dürfte schließlich vieles über das sehr spezielle Verhältnis zwischen Deutschland und Brasilien in Erfahrung zu bringen sein, über eine jahrzehntelange Konkurrenz um die Krone des Weltfußballs, die von zwei gänzlich verschiedenen Spielauffassungen geprägt ist.

Christian Eichler, geboren 1959 in Wanne-Eickel, ist Europakorrespondent der FAZ für Sport und lebt mit seiner Familie in Brüssel. Nach dem Studium in Köln arbeitete Eichler von 1984 bis 1988 als Diplombibliothekar in verschiedenen Bonner Ministerien. Daneben schrieb er freiberuflich als Sportjournalist für zahlreiche Blätter (FAZ, SZ, kicker, Sportillustrierte, Welt und WamS). Seit 1989 ist er Mitglied der Sportredaktion der FAZ. Für seine journalistischen Arbeiten erhielt er 1991 den Großen Preis des Verbandes Deutscher Sportjournalisten und 1994 den Fairplay-Preis für Sportjournalismus. Als Buchautor ist Eichler hervorgetreten mit dem Lexikon der Fußballmythen (2002 und diverse Taschenbuchausgaben), dem Kleinen Lexikon der Fußballnieten – Pleiten, Flops und Eigentore (2002), dem voluminösen Bildband Fußball-Weltmeisterschaften – Tag für Tag (2005) und jüngst mit Deutschland, deine Lieblingsgegner – Die legendären Spiele der deutschen Nationalmannschaft (2006), in dem auch dem wenig rühmlichen Kapitel der Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Brasilien der ihm gebührende Platz eingeräumt wird.

Thomas Kistner, geboren 1958, ist Redakteur der Süddeutschen Zeitung und verantwortlich für den Bereich Sportpolitik. Er zählt zu den international bekannten investigativen Journalisten und war maßgeblich daran beteiligt, die Bestechungsskandale im IOC und in der FIFA aufzudecken. Aus seinen Recherchen erwuchsen auch die kontrovers diskutierten Bücher Das Milliardenspiel – Fußball, Geld und Medien (zusammen mit Jens Weinreich, 1998) und Die Spielmacher – Strippenzieher und Profiteure im deutschen Fußball (zusammen mit Ludger Schulze, 2001). Zumal aus ersterem geht detailliert hervor, mit welchen kriminellen Methoden der brasilianische FIFA-Präsident João Havelange den Weltfußballverband zu einer gigantischen Maschinerie der Geldwertschöpfung ausgebaut hat. Kistner ist ein exzellenter Kenner Brasiliens und des gesamten lateinamerikanischen Kontinents, den er seit zwanzig Jahren bereist. Davon legt nicht zuletzt sein Buch Die Toten von Leticia – Organraub, Kokainschmuggel und Menschenjagd am Amazonas (2003) eindrucksvoll Zeugnis ab.

Jürgen Roth, hat zum Thema Brasilien zusammen mit Gerd Fischer das Buch Ballhunger – Vom Mythos des brasilianischen Fußballs (2005) veröffentlicht.

// Donaufußball – Vom Scheiberlspiel bis Cordoba

/ Sonntag, 18.06.06, 11 Uhr / Glas Haus / € 8,-

/ Mit: Detlev Claussen (Soziologe/Publizist), Roman Horak (Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften, Wien) und weiteren Gästen

/ Moderation: Martin Maria Schwarz (hr2)

In den dreißiger Jahren erwarb sich die österreichische Nationalmannschaft den Ruf eines Wunderteams. Rund um Matthias Sindelar, den ›Papierenen‹, blieb die Elf von Trainer Hugo Meisl, die ein berückend schönes Kurzpaßspiel zelebrierte, 14 Spiele hintereinander ungeschlagen. Und gleich zweimal deklassierte man die deutsche Auswahl – mit 5:0 und 6:0.

Es sollte jedoch 47 Jahre dauern, bis Österreich den ewigen Rivalen Deutschland wieder besiegen konnte. Das hierzulande als ›Schmach von Cordoba‹ im Gedächtnis gebliebene 2:3 bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien gehört gleichfalls zu den sogenannten Wundern der Fußballgeschichte. Nicht zuletzt Edi Fingers Radioreportage (»I werd narrisch!«) ist unvergeßlich. Nicht allein an sie soll erinnert, sondern auch über die Fußballkulturen in Österreich und Deutschland zu Gericht gesessen werden – durchaus mit einer Prise Schmäh.

Detlev Claussen, geboren 1948 in Hamburg, lebt in Frankfurt/Main und versucht wissenschaftliches und journalistisches Arbeiten zu vereinen. Nach dem Studium der Sozial- und Literaturwissenschaften von 1966 bis 1971 in Frankfurt übte er Lehrtätigkeiten an verschiedenen deutschen Universitäten aus und arbeitete als freier Publizist. Seit 1994 hat er den Lehrstuhl für Gesellschaftstheorie, Kultur- und Wissenschaftssoziologie am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität Hannover inne. Seine Arbeitsschwerpunkte sind u. a. Antisemitismus, Xenophobie, Nationalismus, Kultur- und Wissenschaftssoziologie. Der glühende Werder-Bremen-Fan und große Kenner des ungarisch-österreichischen Fußballs hat sich in Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und im Fernsehen wiederholt zu Fragen des Fußballs geäußert. Zu seinen Buchpublikationen gehören Spuren der Befreiung – Herbert Marcuse zur Einführung (1978), Grenzen der Aufklärung – Die gesellschaftliche Genese des modernen Antisemitismus (1987, 4., erw. Aufl. 2005), Was heißt Rassismus? (1994) und Theodor W. Adorno – Ein letztes Genie (2003). Pünktlich zur Fußball-WM erschien seine hochgelobte Monographie Béla Guttmann – Weltgeschichte des Fußballs in einer Person (2006).

Roman Horak, geboren 1953, ist Sozialwissenschaftler und lebt in Wien. Er unterrichtet am Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien und ist ao. Prof. sowie Leiter der Abteilung Kunst- und Kultursoziologie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte kreisen u. a. um die Cultural Studies, seit 1998 ist er Mitglied des International Board der Zeitschrift Cultural Studies. Jüngst hat er (gemeinsam mit Otto Penz und Ingo Peyer) den Band Soziale Bedingungen des Spitzensports (2005) vorgelegt. Bekannt wurde Horak als Kenner des österreichischen und europäischen Fußballs mit den Büchern Die Kanten des runden Leders – Beiträge zur europäischen Fußballkultur (als Hg. zusammen mit Wolfgang Reiter, 1991), Vom Erlebnis zur Wahrnehmung – Der Wiener Fußball und seine Zuschauer 1945–1990 (zusammen mit Matthias Marschik, 1995) und Mehr als ein Spiel – Fußball und populare Kulturen im Wien der Moderne (zusammen mit Wolfgang Maderthaner, 1997).

// Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu – Fußball literarisch

auf den Elfmeterpunkt gebracht

 

Mittwoch, 28.06.06, 20 Uhr / Glas Haus / € 8,-

/ Mit: Thomas Gsella (Chefredakteur der Titanic), Michael Quasthoff (Journalist, Autor), Dietrich zur Nedden (Journalist, Autor)

/ Moderation: Jürgen Roth

In der Schlußphase des Turniers ist es angebracht, einerseits eine erste Bilanz zu ziehen und satirisch, polemisch, glossierend die Torheiten und medialen sowie sportlichen Desaster zu kommentieren – aus der Hüfte, rasant, mit dem Vollspann des Wortes ins Tor; andererseits, den Beziehungen zwischen Fußball und Literatur nachzugehen.

Das geschieht am besten, indem man drei Fachmänner und Literaten machen läßt, was sie bravourös beherrschen: zu lyrischen Höhenflügen und satirischen Knock-outs ansetzen und den Fußball als jenes merkwürdige und komische Treiben präsentieren, das er eben bei allem blutigen Ernst auch immer ist.

Thomas Gsella, geboren 1958 in Essen, ist studierter Lehrer und seit 1992 Voll- und Teilzeitredakteur der Satirezeitschrift Titanic in Frankfurt/Main, seit Dezember 2005 sogar deren unerbittlicher Chefredakteur. Seit Juni 2005 lebt er mit Frau und zwei Kindern in Aschaffenburg. In seinen seltenen Schaffenspausen geht er einzeln und als Teil der Titanic-Boygroup auf Lesereise. Der „Gott der Fußballyrik“ (taz) und „Meister“ (Spiegel) schreibt und schrieb Gedichte und Prosa für den WDR, den SWR, die taz, die FAZ, die Frankfurter Rundschau, die Süddeutsche Zeitung und das DSF. Bücher u. a.: So werde ich Heribert Faßbender – Grund- und Aufbauwortschatz Fußballreportage (zusammen mit Heribert Lenz und Jürgen Roth, 1995/2002), Materialien zur Kritik Leonardo DiCaprios und andere Gedichte (1999), Generation Reim – Gedichte und Moritat (2003) und Ins Alphorn gehustet – Gedichte (2005). 2004 erhielt Gsella den Cuxhavener Joachim-Ringelnatz-Nachwuchspreis für Lyrik, die Laudatio hielt Robert Gernhardt. Und selbstverständlich sparen auch andere nicht mit Lob. Werner Schneyder attestiert ihm „Charme, Witz und sprachliche Brillanz“, Bild schreit einfach: „Herrlich!“, und die Düsseldorfer Hefte meinen bündig: „Wer Robert gern hardt, dem wird auch Thomas G. fallen.“

Michael Quasthoff, geboren 1957, studierte Germanistik und lebt als Publizist in Hannover. Er schrieb und schreibt u. a. für die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Rundschau, die Weltwoche und die taz (und dort immer wieder über Fußball), ist als Ghostwriter tätig und veröffentlichte zusammen mit seinem Bruder, dem Bariton und Grammy-Preisträger Thomas Quasthoff, dessen Autobiographie Die Stimme (2004). Quasthoff betreibt seit 1993 mit Dietrich zur Nedden (siehe da) die Fitzoblongshow. Sie ist weder Lesung noch Kabarett und Comedy schon gleich gar nicht, sondern eine musikalisch unterfütterte literarische Nummernrevue mit stets wunderbaren Gästen. Seit Oktober 2002 hat Oblong ein neues Domizil in der Cumberlandschen Galerie beim Schauspielhaus Hannover aufgeschlagen. Unter dem Reihentitel Oblong Allstars gastiert die Fitzoblongshow jeden zweiten Monat im schönsten Treppenhaus Norddeutschlands. Und weil die Songs, die Quasthoff und zur Nedden dort zum Vortrag bringen, von herzstärkender Erkenntnisschönheit sind, liegen sie jetzt auch auf der Doppel CD Fitzoblong im Club der Melancholie (2006) vor.

Das Duo Quasthoff/zur Nedden hat u. a. während der Europameisterschaft 2004 in Portugal auf Einladung des Goethe-Instituts seine Spitzenfähigkeiten auch auf dem Terrain des grünen Rasens unter Beweis gestellt. Deshalb ist vor kurzem zudem ihr erstes gemeinsames Fußballbuch erschienen, in dem alles Notwendige zum Thema Schiedsrichter gesagt wird: Pfeifen! – Vom Wesen des Fußballschiedsrichters (2006).

Dietrich zur Nedden, geboren 1961, studierte Germanistik und lebt als Publizist in Hannover. Er arbeitet für Zeitungen, darunter die taz, und für den Hörfunk, vornehmlich den NDR. Zusammen mit Michael Quasthoff (siehe da) betreibt er die Fitzoblongshow, in der bolide Prosa und ziselierte Reime, Romanfragmente und Zitatkulturen, schummrige Diaserien und verwackelte Videos zum Angebot gehören. Um es mit Bob Dylan zu sagen: „Rebellion against routine seems to be their strong theme.“ Zur Nedden war obendrein sogar mal ein paar Jahre Pressesprecher des SC Freiburg, und er „kann auf Zuruf fachkundig Fußballspiele moderieren“, wie die kulinarische Kampfzeitschrift Häuptling Eigener Herd versichert. Zur Nedden glänzt seit Jahren mit Fußball-Essays in Zeitschriften und Anthologien und verantwortet als Herausgeber die Bücher Das Freiburg-Fieber – Ein Lesebuch zum SC Freiburg (1995) und Spiel ohne Ball – Materialien zu einer postheroischen Fußballtheorie für Kunstfreunde (2001). Zu seinen neusten Veröffentlichungen im Buch- und CD-Segment siehe Michael Quasthoff.

 

Und noch ein kleines ‚Highlight’ für Theaterfreunde: Beim Kauf von elf Tickets frei nach Belieben für den Monat Juni erhält man einen einmaligen WM-Rabatt von 50% auf alle Karten. Top Prämie: eine zusätzliche Freikarte zu einer der Fußball-Bars im Juni 2006!

(Nur an der Vorverkaufskasse am Willy-Brandt-Platz, Mo – Fr 10 – 18 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr)

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