Bei der szenischen wie musikalischen Umsetzung berufen sich Stefan Herheim und Konrad Junghänel auf die extrem lebendige Theaterpraxis der Barockzeit, die einen sehr freien Umgang mit dem musikalischen Material nicht nur erlaubt, sondern sogar fordert: „Diese Flexibilität ist keine Einladung zur Beliebigkeit, sondern dazu, Musikalität zu beweisen“, erklärt der Regisseur. „Der scheinbar selbstverständliche Schwung, der von der Dynamik und Struktur des Materials ausgeht, ist nichts, was man analytisch festhalten oder greifen könnte. Eher könnte man von einer Urform des Jazz sprechen. Und wenn man diesen Puls nicht spürt oder nicht versteht, wie diese Rhetorik von Händel selbst bereits ironisiert und gebrochen wurde, dann ist man in dieser Welt völlig verloren.“
Stefan Herheim, einer der europaweit gefragtesten Regisseure unserer Zeit, entwickelt eine effektvolle barocke Bühnen-Show, in der er das historische Umfeld gleich mit inszeniert: „Das Theater, in dem dieser Xerxes spielt, ist zwar anscheinend ein realistischer Raum, letztlich aber auch nur eine Kulisse für ein Spiel von Spielern, die sich im Laufe des Abends leidenschaftlich erschöpfen“, erläutert Herheim das turbulente Treiben auf der Bühne und hinter den Kulissen eines Barocktheaters aus der Entstehungszeit des Stücks um 1738.
Hier verkörpert Xerxes weniger die staatsführende Macht des persischen Großkönigs und ägyptischen Pharaos. Vielmehr erlebt man ihn träumend unter einer Platane liegend, wo er sich mit dem berühmten „Ombra mai fù“ seinen Gefühlen hingibt. Wie in Barockopern üblich muss der Kriegsheld nicht kämpfen, sondern verliebt sich stattdessen in eine Frau, die er nicht bekommen kann: Die schöne Romilda ist seinem Bruder Arsamene treu und verweigert dem König ihre Gunst. Er verstößt ihretwegen die ihm ergebene Amastre, verbannt seinen Bruder und wird sich mit Romildas Vater über eine Hochzeit handelseinig – und doch bleibt ihm am Schluss nichts anderes übrig, als reumütig zu Amastre zurückzukehren, während Arsamene sich seiner Romilda sicher sein darf.
Die in Kooperation mit der Komischen Oper entstandene Produktion feiert nun am Samstag, 26. Januar, um 19.00 Uhr Premiere im Opernhaus Düsseldorf. Mit Valer Barna-Sabadus ist einer der gefragtesten Countertenöre als Titelheld zu erleben. Konrad Junghänel leitet das Spezialisten-Ensemble Neue Düsseldorfer Hofmusik, mit dem er an der Deutschen Oper am Rhein zuletzt Jean-Philippe Rameaus französische Barockopern „Les Paladins“ und „Platée“ zur Aufführung brachte.
Musikal. Leitung: Konrad Junghänel
Inszenierung: Stefan Herheim
Szen. Einstudierung: Annette Weber
Bühne: Heike Scheele
Kostüme: Gesine Völlm
Licht: Franck Evin
Chorleitung: Christoph Kurig
Dramaturgie: Alexander Meier-Dörzenbach
Serse: Valer Barna-Sabadus
Arsamene: Terry Wey
Amastre: Katarina Bradić
Romilda: Heidi Elisabeth Meier
Atalanta: Anke Krabbe
Ariodate: Torben Jürgens
Elviro: Hagen Matzeit
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Neue Düsseldorfer Hofmusik
Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf:
Sa 26.01. – 19:00 Uhr | Mi 30.01. – 19:00 Uhr | Fr 01.02. – 19:00 Uhr | So 03.02. – 15:00 Uhr | Mi 06.02. – 19:00 Uhr | Mi 13.02. – 19:00 Uhr | Fr 15.02. – 19:00 Uhr | So 17.02. – 15:00 Uhr
Karten und Service:
Die Premiere ist ausverkauft. Karten für die weiteren Vorstellungen sind erhältlich in den Opernshops Düsseldorf und Duisburg, Telefon 0211.89 25 211, und online über www.operamrhein.de.