Er galt als bester Sänger, wusste mit seiner Musik Menschen und Götter zu betören. Bei seinem Gesang weinten die Felsen, Bäume neigten sich und wilde Tiere kamen zahm herbeigeschlichen. Unter seinen Klängen glätteten sich die tosenden Wogen des Meeres und selbst Sirenen erlagen ihm. Orpheus' Kunst war so groß, dass er gar seine geliebte Eurydice aus dem Schattenreich zurückerlangen sollte. Doch die Bedingung, auf dem Weg zurück in die Oberwelt nicht zu ihr zurückzublicken, konnte er nicht erfüllen. Sie fiel zurück ins Dunkel. Ihn zerrissen in der Oberwelt die Mänaden, berauschte Anhängerinnen des Bacchus, und schickten ihn damit zu seiner Geliebten ins Totenreich. Eine Wiedervereinigung ohne Trost.
Vom Orpheus-Mythos erzählen bereits in der antiken Literatur Vergil in den „Georgica“ und Ovid in den „Metamorphosen“. Das tragische Schicksal des Orpheus' entwickelte sich zu einem der beliebtesten Stoffe der Literatur- und Musikgeschichte und zählt zu den zentralen Stoffen unserer vierhundertjährigen Musiktheater-Tradition: Von den Anfängen der Gattung mit Jacopo Peris „Euridice“ (1600), Giulio Caccinis „Euridice“ (1602) und Claudio Monteverdis „L’Orfeo“ (1607) über Christoph Willibald Glucks tragische Oper „Orfeo ed Euridice“ (1762) und Jacques Offenbachs persiflierende Operette „Orpheus in der Unterwelt“ (1858) bis zu Philip Glass' Kammeroper „Orphée“ nach dem Film von Jean Cocteau (1993) und Beat Furrers „Begehren“ (2001), um nur einen kleinen Querschnitt der vielen Orpheus-Werke zu nennen.
Auch in der Hamburger Operngeschichte spielt die Erzählung des heroischen Sängers eine besondere Rolle: In den 1720er Jahren macht Telemann das Gänsemarkt-Theater durch die Vereinigung der prägenden europäischen Nationalstile zur deutschen Opernmetropole und experimentiert mit der Verbindung verschiedener Sprachen und Stile auch in seiner Oper „Die wunderbare Beständigkeit der Liebe oder Orpheus“. Aus dem dreisprachigen Libretto (deutsch, italienisch, französisch) webt er ein musikalisch nuancenreiches Geflecht mit deutschen Rezitativen, italienischen Arien sowie französischen Chören und Balletten. Auch den Stoff erweitert er um neue Handlungsfäden, die Orpheus' Kunst eine irdische Gewalt gegenüberstellen und so in die Mythologie eingreifen. Was bleibt, ist die Macht der Musik und das Feuer der Leidenschaft, das am Ende alle verbrennt.
Die lediglich als Fragment überlieferte Telemann-Oper wird in einer Fassung des LWOWSKI• KRONFOTH• MUSIKTHEATER KOLLEKTIV unter der musikalischen Leitung von Volker Krafft aufgeführt.
Inszenierung: Franziska Kronfoth, Julia Lwowski
Bühnenbild und Kostüme: Christina Schmitt
Video: Martin Mallon
Dramaturgie: Janina Zell
Eine Produktion des Internationalen Opernstudios
Partner des Internationalen Opernstudios sind die Körber-Stiftung und die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper sowie die J. J. Ganzer Stiftung
Samstag 09.07.2016, 20:00 Uhr
Sonntag 10.07.2016, 17:00 Uhr
Dienstag 12.07.2016, 20:00 Uhr
Mittwoch 13.07.2016, 20:00 Uhr
Freitag 15.07.2016, 20:00 Uhr
Samstag 16.07.2016, 20:00 Uhr
Ort: opera stabile, Kleine Theaterstraße 20354 Hamburg
Kartentelefon: +49 (0) 40 356 868