Es scheint fast, als „inszenierten“ sie, dass die verzweifelte Frau John dem polnischen Dienstmädchen Piperkarcka ihr uneheliches Kind abkauft. Hassenreuter gratuliert Frau John mit großer Geste zur Geburt. Auch ihr aus Hamburg zurückgekehrter Ehemann ahnt offenbar nichts von dem Betrug. Doch das polnische Dienstmädchen will ihr Kind zurück, und Frau John schiebt der Piperkarcka das kranke Kind der asozialen Nachbarin Knobbe unter. Im Theaterfundus des Direktor Hassenreuters gerät der soziale Konflikt außer Kontrolle und Frau John für ihr kleines Familienglück auf die schiefe Bahn.
Die 1911 in Berlin uraufgeführte Berliner Tragikomödie „ Die Ratten“ gilt neben „Die Weber“ und „Der Biberpelz“ als Gerhart Hauptmanns erfolgreichstes Theaterstück. Trotz Berliner Dialekt und lokaler Verortung wurden „Die Ratten“ bereits im Jahr ihrer Uraufführung auch in München gespielt. Nach den berühmten Inszenierungen von Otto Falkenberg (1932) und Hans Schweigart (1952) an den Münchner Kammerspielen sowie weiteren Inszenierungen in den 1960er und -70er Jahren wird „Die Ratten“ nach mehr als drei Jahrzehnten erstmals wieder in
München aufgeführt.
Der griechische Regisseur Yannis Houvardas arbeitet bei seiner Interpretation insbesondere die soziale Zeichnung der Figuren heraus und ist dabei dicht auf den Spuren von Gerhart Hauptmann. Yannis Youvardas ist Schauspieler und Regisseur. Nach seiner Ausbildung an der Royal Academy of Dramatic Art arbeitete er als Schauspieler in London und Athen. Im Anschluss war er mehrere Jahre als freischaffender Regisseur in seiner Heimat Griechenland, u. a. am Nationaltheater in Athen und am Staatstheater Nordgriechenland, tätig sowie in Skandinavien und auch in Deutschland. Von 2007 bis 2013 war er Intendant des Nationaltheaters Griechenland in Athen. Neben seiner Arbeit am Sprechtheater ist Yannis Houvardas seit mehreren Jahren auch als Opernregisseur tätig. „Die Ratten“ ist Houvardas' erste Regiearbeit am Residenztheater.
Regie Yannis Houvardas
Bühne Katrin Nottrodt
Kostüme Esther Bialas
Musik Rudolf Gregor Knabl
Licht Tobias Löffler
mit Oliver Nägele (Harro Hassenreuter, ehemaliger Theaterdirektor), Ulrike Willenbacher (seine Frau), Marie Seiser (Walburga, seine Tochter), Thomas Gräßle (Erich Spitta, ehemaliger Theologiestudent),
Sophie Melbinger (Alice Rütterbusch, Schauspielerin), Michele Cuciuffo (Herr John, Maurerpolier), Valery Tscheplanowa (Frau John, Putzkraft von Hassenreuter), Tom Radisch (Bruno Mechelke, ihr Bruder), Katharina Schmidt (Pauline Piperkarcka, Dienstmädchen), Sierk Radzei (Hausmeister Quaquaro), Hanna Scheibe (Frau Sidonie Knobbe), Sara Tamburini (Selma, ihre Tochter)
sowie Michael Gumpinger (Musiker)
Weitere Vorstellungen: 12., 15., 19. Oktober sowie 6., 14., 21., und 24. November 2013
Karten gibt es an den Kassen der Staatstheater, online unter www.residenztheater.de sowie unter 089 2185 1940.