Auf der Überfahrt lässt er sich gegenüber einem Journalisten zu der Behauptung hinreißen, er schreibe als nächstes ein Schauspiel. Gesagt, getan. Das Stück „Gertrud“ entsteht in wenigen Wochen, in dem er sein selbst erlittenes Liebesdesaster verarbeitet. Noch sechs Jahr später beschäftigt es ihn so sehr, dass er dieses Motiv zur Grundlage seines Romans „Ein ernstes Spiel“ macht.
Kreative Paarkonstellationen enden meist katastrophal oder tragisch – zumindest noch in der Literatur
des 19. Jahrhundert. Ibsen stellt in seinem Künstlerdrama „Wenn wir Toten erwachen“ die Kunst und die
Liebe antithetisch gegenüber, die nur im Tod eine Synthese erreichen. Tschechows Künstlerpaare, die
Schauspielerin Arkadina und der erfolgreiche Schriftsteller Trigorin, die Nachwuchsschauspielerin Nina
und der junge Autor Treplev scheitern menschlich, in der Liebe und in der Kunst. Das erfolgreiche, ältere Paar hat in seiner Beziehung sowie in seiner Kunst Arrangements getroffen, das jüngere scheitert an seinem Absolutheitsanspruch an die Liebe und an die Kunst.
Auch Gertrud, eine ehemalige Opernsängerin, scheitert zu Beginn des 20. Jahrhunderts an ihrem
Anspruch der absoluten Liebe, doch sie hat eine Zukunft, wenn auch eine ungewisse. Söderberg erlaubt
ihr zwar nur eine unerfüllte Künstlerliebe und ein mediokres Künstlerdasein. Aber am Ende lässt sie sich
auf keine Arrangements ein und drei Männer, zwei davon sind Künstler, bleiben zurück. Sie entscheidet
sich für ein selbstbestimmtes Leben, entgegen der gesellschaftlichen Konvention. Der Widerspruch
zwischen Kunst und Liebe scheint unüberbrückbar.
Regie Eirik Stubø
Ausstattung Annette Kurz
Video Jonas Link
Dramaturgie Beate Heine
Mit
Matthias Leja (Gabriel Lidman), Sven Schelker (Erland Jansson), Maja Schöne (Gertrud), Tilo
Werner (Gustav Kanning)
Weitere Vorstellungen am 7. Dezember um 19 Uhr sowie am 11., 17. und 20. Dezember jeweils um 20
Uhr
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de