Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Gertrud" von Hjalmar Söderberg im Thalia Theater Hamburg"Gertrud" von Hjalmar Söderberg im Thalia Theater Hamburg"Gertrud" von Hjalmar...

"Gertrud" von Hjalmar Söderberg im Thalia Theater Hamburg

Premiere am 6. Dezember 2014 um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße. -----

Fluchtartig verlässt Hjalmar Söderberg im Jahre 1906 Stockholm und schifft sich nach Kopenhagen ein. Er ist tief verletzt, kurz zuvor hatte er auf einer Party zufällig von dem Verhältnis seiner Geliebten Maria von Platen, Schauspielerin, zu einem sehr viel jüngeren Mann, Schriftsteller wie er, erfahren.

Auf der Überfahrt lässt er sich gegenüber einem Journalisten zu der Behauptung hinreißen, er schreibe als nächstes ein Schauspiel. Gesagt, getan. Das Stück „Gertrud“ entsteht in wenigen Wochen, in dem er sein selbst erlittenes Liebesdesaster verarbeitet. Noch sechs Jahr später beschäftigt es ihn so sehr, dass er dieses Motiv zur Grundlage seines Romans „Ein ernstes Spiel“ macht.

 

Kreative Paarkonstellationen enden meist katastrophal oder tragisch – zumindest noch in der Literatur

des 19. Jahrhundert. Ibsen stellt in seinem Künstlerdrama „Wenn wir Toten erwachen“ die Kunst und die

Liebe antithetisch gegenüber, die nur im Tod eine Synthese erreichen. Tschechows Künstlerpaare, die

Schauspielerin Arkadina und der erfolgreiche Schriftsteller Trigorin, die Nachwuchsschauspielerin Nina

und der junge Autor Treplev scheitern menschlich, in der Liebe und in der Kunst. Das erfolgreiche, ältere Paar hat in seiner Beziehung sowie in seiner Kunst Arrangements getroffen, das jüngere scheitert an seinem Absolutheitsanspruch an die Liebe und an die Kunst.

 

Auch Gertrud, eine ehemalige Opernsängerin, scheitert zu Beginn des 20. Jahrhunderts an ihrem

Anspruch der absoluten Liebe, doch sie hat eine Zukunft, wenn auch eine ungewisse. Söderberg erlaubt

ihr zwar nur eine unerfüllte Künstlerliebe und ein mediokres Künstlerdasein. Aber am Ende lässt sie sich

auf keine Arrangements ein und drei Männer, zwei davon sind Künstler, bleiben zurück. Sie entscheidet

sich für ein selbstbestimmtes Leben, entgegen der gesellschaftlichen Konvention. Der Widerspruch

zwischen Kunst und Liebe scheint unüberbrückbar.

 

Regie Eirik Stubø

Ausstattung Annette Kurz

Video Jonas Link

Dramaturgie Beate Heine

 

Mit

Matthias Leja (Gabriel Lidman), Sven Schelker (Erland Jansson), Maja Schöne (Gertrud), Tilo

Werner (Gustav Kanning)

 

Weitere Vorstellungen am 7. Dezember um 19 Uhr sowie am 11., 17. und 20. Dezember jeweils um 20

Uhr

 

Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑