Riccardo, der Gouverneur, wird als gerechter Souverän gefeiert, doch flieht er vor seiner Verantwortung und flüchtet sich aus Überdruss in ablenkende Zerstreuung – der ultimative Reiz für einen Menschen wie ihn kann nur noch sein, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen. Renato liebt Riccardo, seinen Freund, fast mehr als seine Frau; und sie, Amelia, will nicht nur ihre Gefühle für Riccardo abtöten, sondern womöglich sogar mehr.
1858 für Neapel komponiert, durfte die Oper aus Zensurgründen dort nicht gezeigt werden. Die neapolitanischen Behörden verboten auf der Bühne den gewaltsamen Tod eines Monarchen – in diesem Fall des schwedischen Königs Gustav III. – zu zeigen. Verdi musste immer wieder neue Entwürfe vorlegen, der Schauplatz wurde mehrmals geändert, schlussendlich verlegte der Komponist die Handlung mit seinem Librettisten Antonio Somma vom historischen Stockholm in das koloniale Amerika, nach Boston. In dieser „Boston-Fassung“ wurde das Werk 1859 in Rom uraufgeführt und bleibt bis heute eines der meistgespielten, aber auch rätselhaftesten Werke Verdis.
Der Ort der Handlung spielte für Verdi tatsächlich keine Rolle, weshalb er auch später nie Anstalten machte, die Handlung wieder an den schwedischen Hof zurück zu verlegen. Verdi wollte kein historisches Genre-Bild zeichnen, sondern interessierte sich viel mehr für das Beziehungsgeflecht der Figuren. Es geht um Menschen, die ihr ganzes Leben hinter eine Maske verbringen. So ist nicht nur das Finale der Oper ein Maskenball, sondern das ganze Stück.
Der ehemalige Generalmusikdirektor Zubin Mehta kehrt mit dieser Neuinszenierung an sein langjähriges Stammhaus zurück und wird zum ersten Mal in seiner Karriere eine szenische Aufführung dieses Werks leiten: „Hier ist nicht ein Ton zu viel, es ist eine geradezu perfekte Partitur. Diese Oper ist eine Offenbarung“, so der Maestro über Verdis Melodramma, das an der Staatsoper zuletzt 1994 Premiere feierte.
Die Neuinszenierung erarbeitet er zusammen mit Regisseur Johannes Erath, der zum ersten Mal für eine Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper verantwortlich zeichnet. Die Dreiecksgeschichte um den Herrscher Riccardo, seinen Freund Renato und dessen Gemahlin Amelia lässt er in den späten 1920er Jahren spielen: Eine Zeit, die gleichermaßen von Vergnügungssucht und Endzeitstimmung geprägt ist.
Anja Harteros gibt nach den beiden Leonoren in Il trovatore und La forza del destino im Jahr 2013 nun mit der Amelia ein weiteres Verdi-Rollendebüt in München. Der polnische Tenor Piotr Beczala singt an ihrer Seite Riccardo, George Petean übernimmt die Rolle des Renato. Ensemblemitglied Okka von der Damerau ist erstmals als Ulrica zu erleben, die russische Sopranistin Sofia Fomina singt Oscar.
Musikalische Leitung
Zubin Mehta
Inszenierung
Johannes Erath
Bühne
Heike Scheele
Kostüme
Gesine Völlm
Video
Lea Heutelbeck
Joachim Klein
Dramaturgie
Malte Krasting
Sören Eckhoff
Riccardo
Piotr Beczala
Renato
George Petean
Amelia
Anja Harteros
Ulrica
Okka von der Damerau
Oscar
Sofia Fomina
Silvano
Andrea Borghini
Samuel
Anatoli Sivko
Tom
Scott Conner
Oberster Richter
Ulrich Reß
Diener Amelias
Joshua Owen Mills
Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper
Weitere Vorstellungen
Mi 09.03.2016, 19.00 Uhr
Sa 19.03.2016, 19.00 Uhr
Mi 23.03.2016, 19.00 Uhr
Mo 28.03.2016, 18.00 Uhr
Nationaltheater