Wohl die wenigsten Theaterbesucher wissen dabei um die Abgründe, die auf dem Wege auftun von einer Theaterprobe zum fertigen Theaterabend. Denn eine Theaterprobe wird von zwei grundverschiedenen Menschensorten bestritten, die beide nur das völlige Unverständnis gegenüber den Meisterwerken der Weltliteratur verbindet, die aber ansonsten Erzfeinde sind, eine tief sitzende Urangst voreinander haben und wie ein explosives chemisches Gemisch aufeinander reagieren. Die eine Spezies nennt man Regisseure, die andere Schauspieler.
Wie es bei solch einer als Theaterprobe getarnten offenen Schlacht zugeht, das führt uns Lutz Hübner am Beispiel der Kästchenszene aus Goethes „Faust I“ (im Reclam-Heftchen auf den Seiten 89 ff.: „Es ist so schwül, so dumpfig hie …“) vor. In einer Folge von augenzwinkernden Szenen gewährt er humorvolle Einblicke in den Theateralltag und zeigt das Aufeinanderprallen der unterschiedlichsten Theatertypen: die zickige Diva und den selbstverliebten Regisseur, die blutige Anfängerin und den Kaffee trinkenden Routinier, die junge Naive und den Freudianer…
Lutz Hübner gelingen kleine Kabinettstückchen über das Theaterleben, die Vergnügen garantieren und die dabei die charakterlichen Schwächen im menschlichen Zusammenleben auch jenseits der Theaterwelt offen legen.
Regie: Jan Friso Meyer
Ausstattung: Matthias Müller
Sie: Maja Müller
Er: Markus Löchner