Dies bestätigt auch das außergewöhnliche Engagement des Theaters und Orchesters Heidelberg, neben dem Repertoirespielplan renommierte Festivals wie Stückemarkt, Winter in Schwetzingen, Schlossfestspiele und Ausnahmefestivals wie Adelante! auszurichten. Mit diesen Festivals, die über 56.000 Zuschauer pro Spielzeit versammeln, ist das Theater und Orchester Heidelberg der wichtigste Festivalinitiator in der Metropolregion.
Zum Abschluss des 34. Heidelberger Stückemarkts wurde Maryam Zaree mit dem AutorenPreis für „Kluge Gefühle“ ausgezeichnet. Der AutorenPreis des Heidelberger Stückemarkts wird seit 2008 von der Manfred Lautenschläger-Stiftung ausgelobt und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Olga Mazjupa, Autorin aus dem diesjährigen Gastland Ukraine, erhielt für „Öko-Ballade“ (Екологічна балада; Übersetzung aus dem Ukrainischen: Lydia Nagel) den Internationalen AutorenPreis. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg finanziert und an einen der Autoren des Gastlandes vergeben.
Die Ukraine war ein hochspannendes Gastland. Die vielfältigen Beiträge haben gezeigt, wie Künstler sich mit der postrevolutionären Ukraine auseinandersetzen und ihr Land, ihre Identität hinterfragen.
Im kommenden Jahr wird das Theater und Orchester Heidelberg den Blick noch weiter nach Osten richten: Südkorea macht vor allem durch die Teilung des Landes und den Konflikt mit Nordkorea von sich reden. Im Land hat sich in den letzten Jahren aber auch eine lebendige junge Kunst- und Theaterszene entwickelt. In Deutschland ist das Theater Südkoreas noch weitgehend unbekannt. Der Heidelberger Stückemarkt soll das ändern.
Der zum sechsten Mal vergebene JugendStückePreis geht an die Uraufführung „All about Nothing“ von pulk fiktion. Bei der Koproduktion von pulk fiktion mit dem FFT Düsseldorf und dem Theater Bonn und in Kooperation mit dem Freien Werkstatt Theater Köln führten Hannah Biedermann und Eva von Schweinitz Regie. Der 2012 erstmals vergebene JugendStückePreis ist mit 6.000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr erstmals gestiftet durch das Heidelberger Unternehmer-Ehepaar Bettina Schies und Klaus Korte – zusätzlich wird die prämierte Produktion im Rahmen der Kooperation bei den Mülheimer Theatertagen NRW gezeigt.
Mitglieder der Jury in diesem Jahr waren der Autor David Gieselmann, die Professorin für Dramaturgie und Regie Andrea Vilter, die Regisseurin Anne Lenk, die Kritikerin Silvia Stammen sowie Jürgen Popig, Leitender Schauspieldramaturg in Heidelberg und Künstlerischer Leiter des Heidelberger Stückemarkts.
Außerdem wurde die Jury für die Vergabe des JugendStückePreises von fünf theaterbegeisterten Jugendlichen aus Heidelberg und Umgebung im Alter von 16 bis 20 Jahren unterstützt.
Mit dem PublikumsPreis ausgezeichnet wurde der Autor Joël László. Sein Stück „Wiegenlied für Baran“ erhielt die meisten Stimmen der Zuschauer, die im Anschluss an die Lesungen in geheimer Wahl über ihre Favoriten abstimmen konnten. Nominiert für den PublikumsPreis waren drei Stücke aus dem Gastland Ukraine in russischer und ukrainischer Sprache sowie sechs deutschsprachige Stücke.
Stifter des mit 2.500 Euro dotierten PublikumsPreises ist der Freundeskreis des Theaters und Orchesters Heidelberg.
Der diesjährige NachSpielPreis geht an das Theater Orchester Biel Solothurn und Max Merker für die Inszenierung von Benjamin Lauterbachs „Der Chinese“. Jurorin des Preises war die Theaterkritikerin Mounia Meiborg; die Kulturjournalistin Barbara Behrendt wählte als Kuratorin die nominierten Inszenierungen aus. Der undotierte NachSpielPreis ist verbunden mit einer Gastspieleinladung zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin, „Der Chinese“ wird 2018 im dortigen Rahmenprogramm gezeigt werden.
Kurzviten der ausgezeichneten Autoren
Maryam Zaree
wurde in Teheran (Iran) geboren. Sie wuchs in Frankfurt am Main auf und studierte Schauspiel an der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg. Bekannt wurde sie durch die Hauptrolle im Kinofilm „Shahada“ von Burhan Qurbani. Sie spielte in verschiedenen europäischen Filmproduktionen, unter anderem in „I am not him“ von Tayfun Pirselimoğlu. Zudem ist sie Gastschauspielerin an verschiedenen Theatern, unter anderem am Maxim Gorki Theater Berlin, am Schauspiel Hannover, an der Schaubühne am Lehniner Platz und am Ballhaus Naunynstraße. Neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin arbeitet Maryam Zaree als Autorin und Regisseurin.
Olga Mazjupa
arbeitet als Dramatikerin, Theaterwissenschaftlerin und Übersetzerin in Lwiw und Lublin. Sie studierte Serbistik in Lwiw und absolviert zurzeit ein Promotionsstudium der Theaterwissenschaft in Lublin. Sie ist Mitorganisatorin des Festivals Drabyna in Lwiw und Initiatorin der Übersetzerwerkstatt TransDramaticum in Lublin.
Joël László
wurde 1982 in Zürich geboren. Er studierte Islamwissenschaft und Geschichte und arbeitet neben seiner Tätigkeit als Autor von Theaterstücken und Prosa als Arabisch-Übersetzer. „Wiegenlied für Baran“ erhielt 2016 den Publikumspreis bei der Langen Nacht der neuen Dramatik an den Münchner Kammerspielen. In diesem Jahr ist Joël László für den Retzhofer Dramapreis nominiert.