Christoph Schlingensief, der am 21. August 2010 verstarb, wurde von dem vor zwei Jahren ausgezeichneten Künstler Robert Wilson vorgeschlagen. Die Ehrung hatte Schlingensief zu großer Freude und Dankbarkeit veranlasst, berichtete Dietgard Wosimsky, Vorsitzende der Gießener Hein-Heckroth-Gesellschaft, in ihrem Grußwort.
Die Laudatio auf Schlingensief hielt Elisabeth Schweeger, ehemalige Intendantin des Schauspiel Frankfurt und Leiterin der Kunstfestspiele Herrenhausen. Sie berichtete von ihrer Faszination für den Künstler und Menschen Schlingensief. Kunst sei für ihn stets Instrument, wenn nicht gar Waffe gewesen, die er mitunter auch politisch nutzte. „Er war ein begnadeter Chronist unserer Zeit, wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet“, so Schweeger. Den Preis nahm Schlingensiefs Ehefrau Aino Laberenz von Ministerialdirigent Günter Schmitteckert entgegen und bedankte sich mit den Worten: „Er hat sich wahnsinnig gefreut, gerade auch darüber, dass seine Arbeit als Bühnenbildner wertgeschätzt wird.“ Laberenz betreut aktuell Schlingensiefs Arbeit am Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig.
Als Förderpreisträger hatte Schlingensief Christof Hetzer aus Berlin vorgeschlagen. Laudator Dietmar Schwarz, Operndirektor am Theater Basel und designierter Intendant der Deutschen Oper Berlin, lobte den Bühnenbildner als „Musiktheatermann im besten Sinne“. Hetzers Vater hatte noch bei Heckroth, dem Namensgeber des Preises, gelernt und seine Begeisterung für die Bühnengestaltung auch an den Sohn weitergegeben. Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz überreichte den Förderpreis in Höhe von 2.500 Euro. Sie bezeichnete es als eine Ehre für die Stadt, mit dieser Verleihung an den in Gießen geborenen großartigen Künstler Hein Heckroth erinnern zu dürfen.
Musikalisch gerahmt wurde der Vormittag durch Bassbariton Otto Katzameier, der, begleitet von Kate de Marcken am Flügel, von Schlingensief geschätzte Lieder Gustav Mahlers präsentierte. Unter den zahlreichen Gästen befanden sich Hein Heckroths Enkel Jodi Routh, sowie Jean Bengaly, Mitglied des Botschaftsrats von Burkina Faso, wo Schlingensief als eines seiner letzten Großprojekte ein Operndorf errichten wollte. Das Preisgeld von 5.000 Euro „kann ein kleiner Baustein für dieses kühne und faszinierende Projekt sein“, so Dietgard Wosimsky.