1949 bat Radio Zürich Max Frisch, diesen Prosatext zu einem Hörspiel zu verarbeiten. 1957 entstand ein Bühnenstück und 1967 einFernsehspiel. Der Inhalt dieser Varianten ist in seinen Grundzügen immer gleich: Herr Biedermann, ein reicherFabrikant lässt einen Mann in sein Haus, obwohl er ahnt, dass dieser einer der Brandstifter ist, die sich bei den Bürgern einnisten, um dann deren Häuser niederzubrennen.
Er wird zum Mitwisser und zum Mittäter, weil er sich seine heile Welt zurecht lügt und so findet er sich, samt seiner Frau, nach der Katastrophe im Himmel wieder. Oder ist es die Hölle? Der anspruchsvolle Stoff und die überzogenen komischen Situationen sind eine Herausforderung für das ganze Ensemble und die überlebensgroßen Puppen von Udo Schneeweiß.
Eine Burleske mit großen Puppen für Jugendliche und Erwachsene. In dieser Inszenierung tragen die Puppenspieler große geschnitzte Köpfe auf ihren eigenen Köpfen. So entstehen sehr große Puppen, unter denen ein menschlicher Körper steckt. Man nennt diese Form Koruna-Puppen.
Max Frischs Theaterstück zählt zum sogenannten epischen Theater, das von Berthold Brecht geprägt wurde. Diese Theaterform will zwischen Publikum und Bühne eine Distanz herstellen, die das Dargestellte unmissverständlich als Theater ausweist. Der Zuschauer soll nicht mitfühlen, sondern nachdenken, er soll sich immer bewusst sein, dass es sich hier um Theater handelt und nicht um die Wirklichkeit. Unsere Korunapuppen sind in gewisser Weise „künstliche Menschen“ und signalisieren dem Betrachter stets, dass es sich hier um ein Spiel handelt. Der Verfremdungseffekt ist sozusagen in ihrem Wesen enthalten. Sie sind Kunstfiguren, die menschliches Verhalten verallgemeinern. Die Puppen transportieren Max Frischs Geschichte, die überall und immer wieder passieren kann. Denn: unter einem großen Holzkopf kann jeder stecken.
Regie: Therese Thomaschke
Ausstattung: Udo Schneeweiß
Spiel: Carmen Paulenz, Annekatrin Weber, Marie-Luise Müller, Andreas Larraß, Stephan Siegfried