Sein erstes Angriffsziel: Theodor von Gothland, „der Größte der Europäer“, Held der Schweden. Berdoa lässt den Herzog glauben, einer seiner beiden Brüder habe den anderen hinterhältig ermordet. Gothland zaudert nicht lange: Weil der König ihm die Verurteilung des vermeintlichen Mörders verweigert, beschließt er sich selbst Recht zu verschaffen und den ersten Brudermord durch einen zweiten zu sühnen. Als die Intrige aufgedeckt und dem Herzog sein Irrtum bewusst wird, ist es für eine Umkehr zu spät: „Ich bin einmal ein ungerechter Brudermörder worden und werd' es bleiben müssen.“ Das Gute ist gescheitert, das Paradies verloren. Eine beispiellose Reise in die Abgründe der menschlichen Seele beginnt.
Herzog Theodor von Gothland verbindet das Szenario eines brutalen Krieges mit der privaten Geschichte eines persönlichen Rachefeldzugs und einem philosophischen Diskurs um die Beschaffenheit des Menschen. Regisseur Martin Nimz und Bühnenbildner Flurin Borg Madsen verorten Grabbes selten gespielten Klassiker in einem abstrakten Menschen- und Maschinenpark. Es ist ein Versuchslabor, im Zentrum der Beobachtung steht das gezähmte Wesen Mensch. Was bestimmt sein Handeln, was lenkt, beeinflusst, formt und verformt es? Und welches Potential entfesselter Grausamkeit lauert unter der Oberfläche zivilisierter Gesellschaften? Gothland fällt aus der Welt. Er bricht mit den Regeln und Werten des geltenden Systems wie der gewachsenen Gemeinschaft – und bahnt sich einen blutigen Weg an die Spitze der Macht.
Christian Dietrich Grabbe (1801-1836) war 21, als er sein Debüt vorlegte. Ein rebellischer junger Dichter, radikal in seiner Weltsicht, tief erschüttert in seinem Glauben an die Menschen. Sein Stück ist eine frühe Abrechnung mit dem Idealismus seiner Zeit, eindrucksvoll in seiner kraftvollen, direkten Sprache, schrill und rasant, maßlos und desillusionierend, ein wilder Mix von Comic und großer Tragödie. Erst 1892, lange nach seinem Tod, wurde das bis heute selten gespielte Stück in Wien uraufgeführt. In der Inszenierung von Martin Nimz ist es zum ersten Mal in Karlsruhe zu sehen.
Martin Nimz studierte Schauspiel in Rostock, arbeitete als Schauspieler und Regisseur in Gera, Eisenach und Berlin und war Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel. In den letzten Jahren inszenierte er u. a. am Schauspiel Frankfurt, Volkstheater Rostock, Staatsschauspiel Dresden und an den Theatern Heidelberg, Dortmund und Magdeburg – und machte vor allem mit konzeptstarken Inszenierungen großer Klassiker auf sich aufmerksam. Flurin Borg Madsen studierte Szenografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und an der Zürcher Hochschule der Künste. Neben dem Studium entwarf er Bühnen und Videoprojektionen u. a. für Arbeiten von Michael Simon in Karlsruhe und an der Staatsoper Nürnberg. Bühnenbilder von ihm waren u. a. in Mannheim, Zürich, Graz, Schwerin und Heidelberg zu sehen.
R Martin Nimz B Flurin Borg Madsen K Ricarda Knödler M Matthias Engelke D Nina Steinhilber
Mit Ursula Grossenbacher (Olaf, König von Schweden), Stefan Viering (Der alte Herzog von Gothland), André Wagner (Theodor, Herzog von Gothland, Kronfeldherr, Sohn des alten Herzogs), Natanael Lienhard (Friedrich, Herzog von Gothland, Reichskanzler, Sohn des alten Herzogs), Klaus Cofalka-Adami (Graf Skiold), Ute Baggeröhr (Cäcilia, seine Tochter, Gemahlin Theodors von Gothland), Benjamin Berger (Gustav, ihr Sohn), Gunnar Schmidt (Graf Holm), Georg Krause (Graf Arboga), Marko Dyrlich a. G. (Erik, Burgvogt Theodors von Gothland), Daniel Graf a. G. (Rolf, Diener Friedrichs von Gothland), Timo Tank (Berdoa, Neger, Oberfeldherr und Oberpriester der Finnen), Jan Andreesen (Rossan, Feldherr der finnischen Infantrie), Nikolai Plath a. G. (Irnak, Feldherr der finnischen Infantrie)