Der Bürgermeister Schneck verspricht darauf, als Ersatz eine zahme Sau zu stellen und Weps aus der Gemeindekasse ein stattliches Schweigegeld zu zahlen. Das ist diesem nur Recht, denn er muss wieder einmal die Schulden seines verschwenderischen Neffen Stanislaus bezahlen. Als der Kurfürst im letzten Augenblick jedoch die Jagd absagen lässt, fürchtet Weps um sein Schweigegeld und fasst gemeinsam mit Stanislaus den Plan, die Jagd doch abzuhalten. Mit Stanislaus in der Rolle des Kurfürsten!
Dass die Kurfürstin in Verkleidung auch im Dorf ist, um ihrem Gatten, den sie bei einem Seitensprung vermutet, nachzuspüren, kann dieser allerdings nicht wissen.
Auch die Postbotin Christel ist erpicht darauf, den Kurfürsten baldmöglichst zu sehen, denn sie will ihn bitten, ihrem Verlobten Adam einen Posten als Menageriedirektor zu verschaffen, damit die beiden endlich heiraten können.
Doch bis Christel ihren Adam endlich in die Arme schließen kann, vergeht eine herrliche Operetten-Ewigkeit mit einem Gewirr aus Wilddieberei und Korruption, Techtelmechteln und Eifersüchteleien und einer Musik, die einen Ohrwurm nach dem anderen bereit hält. Titel wie „Grüaß enk Gott, alle miteinander“, „Ich bin die Christel von der Post“ und „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ gingen seit der Uraufführung der Operette 1891 in Wien um die ganze Welt. Von Adams Lied „Wie mein Ahn‘l zwanzig Jahr” waren binnen weniger Monate 200.000 Exemplare verkauft.
Carl Zeller, für den „Der Vogelhändler“ zum größten Erfolg wurde, schrieb seine Musik auf ein Libretto von Moritz West und Ludwig Held. Und wenn die Wiener in ihrem Carl Zeller, neben Franz von Suppé, Johann Strauß Sohn und Karl Millöcker, den vierten Operettenklassiker der „Goldenen Ära“ sehen, so hat wohl bis auf den heutigen Tag vor allem seine Meisteroperette „Der Vogelhändler“ den entscheidenden Anteil an dieser Wertschätzung. „Der Vogelhändler“ gehört zu dem halben Dutzend Operetten, die sich aufgrund ihres Esprits und ihrer urwüchsigen, melodischen Kraft seit der Uraufführung ununterbrochen im Repertoire deutschsprachiger Bühnen behaupten. Und das zu Recht!
Auch der Film hatte das Werk früh für sich entdeckt. „Der Vogelhändler“ wurde zwischen 1935 und 1962 mehrfach verfilmt mit Schauspielern wie Johannes Heesters, Hans Moser, Theo Lingen, Leo Slezak, Ilse Werner, Cornelia Froboess, Peter Weck, Maria Sebaldt und Rudolf Platte.
Die Neuproduktion inszeniert der junge Regisseur Ansgar Weigner, der sich in Wiesbaden bereits mit „Im Weißen Rössl“ und „Der Vetter aus Dingsda“ vorgestellt hat und dessen Arbeiten zuletzt an den Theatern in Chemnitz, St. Gallen, Krefeld, Mönchengladbach und Gera zu sehen waren.
Libretto von Moritz West und Ludwig Held nach dem Vaudeville „Ce que deviennent les roses“ von Victor Varin und Edmond de Biéville
Musikalische Leitung Wolfgang Wengenroth
Inszenierung Ansgar Weigner
Bühne Robert Schrag
Kostüme Renate Schmitzer
Choreinstudierung Anton Tremmel
Dramaturgie Karin Dietrich
Mit: Annette Luig (Kurfürstin Marie), Kerstin Witt (Adelaide), Joachim Goltz/Axel Wagner (Baron Weps), Jud Perry (Graf Stanislaus), Klaus Krückemeyer (Süffle), Wolfgang Vater (Würmchen), Andreas Scheidegger/Carsten Süß (Adam), Simone Brähler/Sharon Kempton (Christel), Erik Biegel/Reinhold Schreyer-Morlock (Schneck)
Orchester, Chor und Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden