Gestatten: Bob und Teresa Phillips. Die jungen Eltern streiten zwar täglich mit wechselndem Temperament, sind aber nicht minder glücklich verheiratet, und ein heftiger Streit hin und wieder soll ja die Leidenschaft wach und die Beziehung gesund halten.
Gestatten: William und Mary Featherstone. Man ergänzt sich vortrefflich: Ihre leider fast schon neurotische Schüchternheit wird von ihm souverän gecoacht und in sozial akzeptable Bahnen gelenkt. Die beiden sind auf einem guten Weg, und William steht kurz vor der Beförderung.
Derjenige, der ihn befördern wird, ist übrigens Frank Foster, der außerdem noch der Vorgesetzte von Bob ist. Bob hat schon seit einer Weile eine leidenschaftliche Affäre mit Franks Frau Fiona, und bisher ist es beiden gelungen, dieses pikante Detail vor ihrem jeweiligen Ehepartner zu verheimlichen.
Doch die Affäre droht aufzufliegen, und nun sind sowohl Bob als auch Fiona in Erklärungsnot. Ein Alibi muss her, und ohne es voneinander zu wissen, benutzen beide das völlig unbeteiligte Paar Featherstone als Alibi für die gemeinsam verbrachte Liebesnacht. Fiona behauptet (unter dem Siegel der Verschwiegenheit), Mary würde bei ihrem Mann eine andere Frau wittern und Bob benutzt (ebenfalls bei strengster Geheimhaltung) die gleiche Ausrede im Bezug auf William. Eine glaubwürdige Geschichte, die sowohl von Frank als auch von Teresa mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen wird.
Für einen Moment scheint der Plan aufzugehen und alles Misstrauen ist beiseite gefegt. Doch nun wird es erst kompliziert – und in höchstem Maße komisch: Sowohl die Fosters als auch die Phillips laden das ahnungslose Ehepaar Featherstone kurz darauf zum Abendessen ein. Diese beiden Abendessen finden zwar an zwei verschiedenen Tagen in zwei verschiedenen Wohnzimmern statt, doch der Komödienmeister Ayckbourn verquickt sie in Die bessere Hälfte zu einer simultanen und fulminanten Szene, bei der alle drei Paare an einem Tisch sitzen und nicht nur höchst virtuos zwischen den Zeitebenen hin- und herspringen, sondern auch Situationskomik, Slapstick und Gesellschaftssatire zu einer perfekten Komödienmischung zusammenfügen.
Die Komödien des britischen Dramatikers Sir Alan Ayckbourn sind fast immer eine Garantie für einen unterhaltsamen Theaterabend. Mittlerweile hat sich der 74-jährige, mit Preisen überhäufte Autor, Regisseur und Theaterleiter zwar aus dem aktiven Theaterleben zurückgezogen, das Schreiben lässt er jedoch nicht – oder es lässt ihn nicht: Weit über 70 Stücke hat er geschrieben und jedes Jahr kommt mindestens ein Neues dazu. In der Spielstätte Wartburg wird ab Januar Die bessere Hälfte (1969) zu erleben sein.
Deutsch von Inge Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting
Inszenierung Caroline Stolz
Bühne und Kostüme Lorena Díaz Stephens, Jan Hendrik Neidert
Dramaturgie Anika Bárdos
Mit: Wolfgang Böhm (Frank Foster), Evelyn M. Faber (Fiona Foster), Franziska Werner (Teresa Phillips), Nils Kreutinger (Bob Phillips), Magdalena Höfner (Mary Featherstone), Fabian Stromberger (William Feathersatone)
Weitere Vorstellungen: Mo 13.1., Di 14.1. 2014 jeweils 20.00 Uhr, Wartburg