Nach seiner umjubelten “Poppea”, einer Interpretation von Monteverdis berühmter letzter Oper, bearbeitet Barrie Kosky nun mit seiner unverwechselbaren theatralischen Sprache Jacques Offenbachs einzige Oper “Hoffmanns Erzählungen”. Durch Barrie Koskys szenische und musikalische Interpretation entsteht ein exzeptionelles Stück Musiktheater auf der
Bühne des Schauspielhauses. Indem nicht Opernsänger das Werk intonieren, sondern singende Schauspieler, kein großes Orchester begleitet, sondern ein siebenköpfiges Musikerensemble, wird der strenge Rahmen einer klassischen
Opernsituation aufgeweicht. Kosky verdichtet durch das sensible Hinzufügen von Musik und Texten die Originalfassung von "Hoffmanns Erzählungen", Offenbachs Hauptwerk, das dieser, wie Monteverdi “Poppea”, nicht vollendete.
Das Thema der gespaltenen Persönlichkeit, das Spannungsfeld zwischen Eros und Thanatos, die Welt der Träume und Abgründe durchdringen alle Arbeiten von Barrie Kosky. Auch in “Hoffmanns Erzählungen - nach Jacques Offenbach” spürt er diesen nach und läßt eine neue, zeitgenössische Fassung dieser Oper entstehen, die in einen dunklen Kosmos der Angst, der sexuellen Obsessionen, des Begehrens, der Träume und des Todes führt. Dabei verwebt er die Welt des romantischen Schriftstellers E.T.A. Hoffmann mit der Offenbachs und spannt einen Bogen bis ins 21. Jahrhundert. Originalmaterial aus den Geschichten Hoffmanns bezieht er ebenso ein wie zeitgenössische Texte und unterzieht Offenbachs Originalmusik einer vollständigen Bearbeitung.
Bei der Realisierung des Projekts steht Barrie Kosky ein exiquisites Schauspielerensemble zur Seite, das sich zum Großteil bereits in seiner "Poppea"-Inszenierung glanzvoll behauptete. Ruth Brauer verkörpert die verschiedenen Liebesobjekte des Hoffmann Olympia, Antonia und Giulietta und auch Melita Jurisic schlüpft in unterschiedlichste Rollen.
Mit der Titelpartie debütiert Ramin Dustdar am Schauspielhaus.
Mit “Hoffmanns Erzählungen - nach Jacques Offenbach”, seiner zehnten Inszenierung, verabschiedet sich Barrie Kosky als co-künstlerischer Leiter vom Schauspielhaus, um sich neuen Aufgaben als freier Regisseur zu widmen. So nimmt er Ende Oktober die Proben zu Richard Wagners "Lohengrin" an der Wiener Staatsoper auf.