Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Hunger" von Knut Hamsun, SCHAUSPIEL LEIPZIG"Hunger" von Knut Hamsun, SCHAUSPIEL LEIPZIG"Hunger" von Knut...

"Hunger" von Knut Hamsun, SCHAUSPIEL LEIPZIG

ab 12.02.2010, 20 UHR IN DER SKALA

„Hunger oder Hunger nach etwas. Das ist keine Essstörung. Obwohl das 21. Jahrhundert nur noch Hunger nach mehr hat. Es schlingt. Und fühlt sich innen drin doch völlig hohl an.

Der moderne Mensch, dieses Individuum, will seinen ganz individuellen Hunger kosten: Das Noch-Nicht-Selbstverwirklichte nagt an ihm. Der moderne Mensch kann sich mit Dingen wie Essen trösten. Sinn stellt sich dabei immer seltener her. Er nährt sich in einer Art seelischem Kannibalismus.“ Dieser moderne Mensch taucht 1890 in Kristiania auf. Er ist ein Noch-nicht-Schriftsteller. Er sucht sein Schreiben und er sucht schreibend nach Anerkennung – eine brotlose Kunst. Er hungert, sein leerer Magen ist von quälenden Schmerzen gemästet. Doch er bleibt in Bewegung. Er ist ein Mann ohne Name, der verzweifelt versucht, sich einen Namen zu machen, einen Namen, mit dem er Geld verdienen kann, um mit dem Geld etwas zu essen zu kaufen. Er bleibt in Bewegung, aber der Hunger deformiert. Körper und Kopf rebellieren. Er verzettelt sich in seinen Zetteln und Gedanken. Dieser Ausnahmezustand produziert die merkwürdigsten Wörter, Namen und Geschichten, mit denen er die Realität torpediert und die Umwelt zur Bühne seiner überspannten Phantasie macht. Ein Lügen-Rausch, die Mythomanie als Geburtsstunde des Autors.

Nur: Der innere Monolog macht nicht satt, und aus jedem Passanten, der seinen Weg kreuzt, ist bald ein Feindbild gefaselt, vor dem er wegläuft. Bald kann er sich nicht mehr auf den Beinen halten. Doch wofür eigentlich einen Leidensweg beschreiten, wenn für den modernen Menschen Gott schon tot ist? Zwischen Hochmut und Demut hin und her getrieben, sehen wir den Menschen, sehen den Willen zu einem Lebensentwurf in absurder Ignoranz seines sich abzeichnenden Schicksals. –

Der norwegische Autor Knut Hamsun selbst hatte nach Jahren wechselnder Jobs und Lebensentwürfe mit HUNGER endlich sein erstes Buch geschrieben und den Durchbruch als Autor geschafft.

Anja Nioduschewski

mit: Rosalind Baffoe, Maximilian Brauer, Edgar Eckert u. a.

Regie: Pernille Skaansar

Bühne/Kostüme: Susanne Münzner

Musik: Alexander Nemitz

Licht: Lothar Baumgarte

Dramaturgie: Anja Nioduschewski

Kartentelefon: 0341 - 12 68 168

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLE SPRÜNGE -- Arabella Steinbacher im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Stimmungsvolle Werke hatte sich die Geigerin Arabella Steinbacher zusammen mit dem Pianisten Peter von Wienhardt ausgewählt. Im Arrangement von Jascha Heifetz erklangen zunächst vier leidenschaftlich…

Von: ALEXANDER WALTHER

PRÄZISE STRUKTUREN -- Neue CD: Schostakowitschs Präludien & Fugen op. 87 bei Pentatone/ Wer sie in S

Wer sie in Stuttgart mit Prokofieffs drittem Klavierkonzert erlebt hat, wird sie nicht vergessen. Die Rede ist von der russischen Pianistin Yulianna Avdeeva, die die Präludien und Fugen von Dmitri…

Von: ALEXANDER WALTHER

RITTERLICHER HUMOR -- Das Stuttgarter Ballett zeigt "Don Quijote" im Opernhaus STUTTGART

In diesem Ballett von Maximiliano Guerra nach Miguel de Cervantes kämpft ein junges Paar um seine Liebe. Gleichzeitig begegnen wir Don Quijote als Träumer mit einem unglaublichen Durchhaltevermögen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNENDLICHKEIT DER KLANGWELT -- Liederabend mit Benjamin Appl im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Die Nacht in all ihren geheimnisvollen Facetten stand im Mittelpunkt dieses bemerkenswerten Liederabends mit Benjamin Appl (Bariton), der auch bei Dietrich Fischer-Dieskau studierte, was man seinen…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche