Der moderne Mensch, dieses Individuum, will seinen ganz individuellen Hunger kosten: Das Noch-Nicht-Selbstverwirklichte nagt an ihm. Der moderne Mensch kann sich mit Dingen wie Essen trösten. Sinn stellt sich dabei immer seltener her. Er nährt sich in einer Art seelischem Kannibalismus.“ Dieser moderne Mensch taucht 1890 in Kristiania auf. Er ist ein Noch-nicht-Schriftsteller. Er sucht sein Schreiben und er sucht schreibend nach Anerkennung – eine brotlose Kunst. Er hungert, sein leerer Magen ist von quälenden Schmerzen gemästet. Doch er bleibt in Bewegung. Er ist ein Mann ohne Name, der verzweifelt versucht, sich einen Namen zu machen, einen Namen, mit dem er Geld verdienen kann, um mit dem Geld etwas zu essen zu kaufen. Er bleibt in Bewegung, aber der Hunger deformiert. Körper und Kopf rebellieren. Er verzettelt sich in seinen Zetteln und Gedanken. Dieser Ausnahmezustand produziert die merkwürdigsten Wörter, Namen und Geschichten, mit denen er die Realität torpediert und die Umwelt zur Bühne seiner überspannten Phantasie macht. Ein Lügen-Rausch, die Mythomanie als Geburtsstunde des Autors.
Nur: Der innere Monolog macht nicht satt, und aus jedem Passanten, der seinen Weg kreuzt, ist bald ein Feindbild gefaselt, vor dem er wegläuft. Bald kann er sich nicht mehr auf den Beinen halten. Doch wofür eigentlich einen Leidensweg beschreiten, wenn für den modernen Menschen Gott schon tot ist? Zwischen Hochmut und Demut hin und her getrieben, sehen wir den Menschen, sehen den Willen zu einem Lebensentwurf in absurder Ignoranz seines sich abzeichnenden Schicksals. –
Der norwegische Autor Knut Hamsun selbst hatte nach Jahren wechselnder Jobs und Lebensentwürfe mit HUNGER endlich sein erstes Buch geschrieben und den Durchbruch als Autor geschafft.
Anja Nioduschewski
mit: Rosalind Baffoe, Maximilian Brauer, Edgar Eckert u. a.
Regie: Pernille Skaansar
Bühne/Kostüme: Susanne Münzner
Musik: Alexander Nemitz
Licht: Lothar Baumgarte
Dramaturgie: Anja Nioduschewski
Kartentelefon: 0341 - 12 68 168