Im legendären „Club 27“ tummeln sich illustre Mitglieder: angeführt von Jimi Hendrix, Janis Joplin und Kurt Cobain, und nun auch Amy Winehouse, stellen sie das tragische Ensemble von herausragenden Künstlern, die auf dem Höhepunkt ihrer Karriere starben. Zerbrochen an zuviel Ruhm, Drogen und zermürbt von Depressionen, gelangten sie alle mit ihrem Tod im 27.Lebensjahr zu trauriger Berühmtheit. Auch Jean-Michel Basquiat, der erste farbige Superstar der internationalen Kunstszene, ist Mitglied im ruhmreichen Reigen dieser Rastlosen. Sein Stern leuchtet hell auf im New Yorker Factory-Kreis um Andy Warhol – und erlischt jäh 1987. Die Todes ursache: eine Überdosis Heroin.
Basquiat, der Maler in Armani-Anzügen, der Madonna zu seinen Geliebten zählte, führte ein dekadentes Leben, oppulent und hemmungslos, konsumierte Drogen und Frauen, bis ihn sein kometenhafter Aufstieg halt- und ziellos in den Untergang steuern ließ. Mit 27 Jahren starb er an Drogenmißbrauch in Andy Warhols Loft in New York, auf dem Zenit seiner Berühmtheit als erster schwarzer Künstler von Weltruhm.
Gilberto Gawronski, einer der angesehensten und mit Preisen dekorierteste Regisseur des zeitgenössischen, brasilianischen Theaters, kommt zum ersten Mal nach Deutschland, um diese Aufführung zu leiten. Gawronski hat nicht nur Tanz- und Theaterperformances in Brasilien inszeniert, sondern auch in Frankreich, New York und Amsterdam gearbeitet. „In the place to be“ zeigt einen Basquiat, der Barack Obamas Wahl zum amerikanischen Präsidenten erlebt, der Amy Winehouse hört, der afro-brasilianische Wurzeln hat, und dessen größtes Leid seine Einsamkeit ist. Die Aufführung erzählt uns von einem Menschen der Jetztzeit, von der Bitterkeit des Alltags in den großen Metropolen dieser Welt, und von den quälenden Fragen nach dem Sinn des Lebens, die ihm, in seinem goldenen Gefängnis des Konsums und der Kälte, Angst bereiten. Sie erzählt uns von der Rastlosigkeit und Einsamkeit des Jean-Michel Basquiat, seinen ständigen Begleitern, die wie Schatten über seinem Leben liegen, etwas, wovon seine Werke eindringlich Zeugnis ablegen.
Es ist eine Performance über Immigration, ein Spektakel der Gewalt, intensiv gelebter Sexualität, Rassendiskriminierung, Drogensucht und gesellschaftlichem Außenseitertum. Diese Themen haben Basquiat immer wieder tief bewegt und flossen unaufhörlich in seine Kunst ein. Es sind zeitlose Themen, die nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Sie provozieren und regen zu Diskussionen an. Basquiat war ein Geschichtenerzähler, ein mutiger Vorreiter der Heldenverehrung mit Pinsel und Farbe: seine Leinwände werden bevölkert von bekannten farbigen Musiker und Sportlern dieser Welt, von Figuren aus dem Zeichentrick, zur Schau gestellter menschlicher Anatomie, Graffitis. Ihre unzähligen Zeichen und Symbole haben den Materialismus unserer Gesellschaft, ethnische Themen und den Tod zum Inhalt. Seine Werke machen sich auf die Suche nach der Seele des Menschen und seiner Verletzlichkeit.
Ein Mann lebt die letzten Stunden seines Lebens in einem Zimmer. Sein Monolog ist Rückblende, Blick in die Zukunft, Lebensbilanz. Wie rote Fäden begleiten ihn Rassismus, Verlust der Mutter, Vater-Sohn-Konflikte und die Sucht nach Anerkennung und Liebe auf seinem Weg in den Tod. Es ist die Geschichte eines Mannes, der sich für einen rasanten, schmerzhaften, aber brillanten Weg entschieden hat. Am seinem Ende rechnet er ab: mit den Geistern der Vergangenheit und seinem Körper.
Regie: Gilberto Gawronski
Mit und von Alex Mello
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