unfähig zu fühlen, zu denken und zu handeln. "Es gibt erbärmliche Kreaturen, denen es schmeichelt, wenn man sie einen Hamlet nennt, aber für mich ist das - eine Schande!", sagt er zur zwanzigjährigen Sascha, die ihn verehrt.
Mit seinem Nikolaj Iwanow hat Tschechow zum Ende des 19. Jahrhunderts den Typus eines an sich zweifelnden Intellektuellen geschaffen, dessen Psychologie sich bis in die Gegenwart auf-spüren lässt. Ob Iwanows Frau Anna, sein Onkel - der Graf Schabjelski, der Gutsverwalter Borkin, der junge Arzt Lwow, die Witwe Babakina, der Steuereinnehmer Kossych oder Saschas Eltern, die Lebedjews - komisch und tragisch, scharfzüngig und zugleich verletzlich sind alle Figuren in Tschechows frühem Stück, mit dem der Autor erstmals als Dramatiker in die Öffentlichkeit trat.
Thomas Dannemann, der 2004 zum Schauspieler des Jahres gewählt wurde, setzt sich als Regisseur in seiner vierten Stuttgarter Inszenierung (nach Büchners "Woyzeck", "Vor den Vätern sterben die Söhne" von Thomas Brasch/"Warum läuft Herr R. Amok?" von Rainer Werner Fassbinder und Shakespeares "Wie es Euch gefällt") erstmals mit Tschechow auseinander.
Regie: Thomas Dannemann, Bühne: Stéphane Laimé, Kostüme: Regine Standfuss, Video: Ulrike Lindenmann, Musik: Philipp Haagen, Dramaturgie: Jörg Bochow
Mit: Anja Brünglinghaus (Anna Petrowna), Susana Fernandes Genebra (Babakina), Benjamin Grüter (Lwow), Ernst Konarek (Kossych), Rahel Ohm (Sinaida Sawischna), Rainer Philippi (Lebedjew), Elmar Roloff (Schabjelski), Christian Schmidt (Borkin), Jens Winterstein (Iwanow), Minna Wündrich (Sascha)