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"Jakob Lenz" von Wolfgang Rihm - Oper Stuttgart

Samstag, 25. Oktober 2014, 20 Uhr // Opernhaus. -----

Mit Jakob Lenz wagt Rihm 1978 einen expressiven Aufbruch, der mit den damals verbindlichen Spiel-regeln der seriellen Avantgarde bricht. Er wagt ihn im Zeichen des Sturm und Drang-Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792), der seinerzeit gegen das erstarrte literarische Regelwerk des Klassizismus angeschrieben hatte.

Das Libretto von Rihms Oper verwebt lyrische Fragmente des Dichters im Rahmen einer Szenenfolge, die den Aufenthalt des suizidgefährdeten Lenz‘ bei dem Sozialreformer und Pfarrer Johann Friedrich Oberlin in den Vogesen reflektiert. Dorthin war Lenz von dem Literaten Christoph Kaufmann vermittelt worden. Oberlin und Kaufmann gelingt es nicht, Lenz‘ Isolation zu durchbrechen und einen Ausbruch seiner Schizophrenie-Erkrankung zu verhindern. Oberlins Aufzeichnungen über diesen Aufenthalt hatten bereits Georg Büchner als Grundlage seiner berühmten Lenz-Novelle gedient. In der für drei Protagonisten, sechsstimmiges Vokalensemble und Kammerorchester komponierten Oper lotet Rihm die Ängste und Ekstasen eines Traumatisierten aus, den der Tod eines kleinen Mädchens in Verzweiflung stürzt. Seit der Uraufführung 1979 ist Jakob Lenz eine der am häufigsten ge-spielten zeitgenössischen Opern.

Wolfgang Rihms Kammeroper Jakob Lenz ist die erste Neuproduktion der Oper Stuttgart in der Spielzeit 2014/15. Inszenieren wird Rihms frühes Werk – er hat es im Alter von 26 Jahren komponiert – Andrea Breth. Die in Wien lebende Nestroy-Preisträgerin zählt zu den großen Regisseurinnen des deutschsprachigen Theaters und hatte in Stuttgart 2003 mit einer ihrer ersten Opernregiearbeiten eine bemerkenswerte und tief berührende Sicht auf Smetanas Die verkaufte Braut ermöglicht. In den folgenden Jahren inszenierte sie Werke von Tschaikowsky, Janáček, Bizet, Berg und Verdi in Graz, bei den Salzburger Festspielen, in Brüssel und an der Staatsoper Berlin.

Bei ihrer zweiten Opern-Inszenierung in Stuttgart arbeitet Andrea Breth mit einem ausgewiesenen Spezialisten für zeitgenössische Musik zusammen, dem Franzosen Franck Ollu. Ollu verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern, mit dem er bei den Salzburger Festspielen unter anderem Wolfgang Rihms Jagden und Formen aufgeführt hat sowie zuletzt an der Oper Frankfurt Heiner Goebbels‘ Landschaft mit entfernten Verwandten. Als Dirigent zahlreicher Urauffüh-rungen hat er sich auch an den Opernhäusern in Toulouse, Brüssel und Amsterdam und beim Festival d’Aix-en-Provence einen Namen gemacht.

Den Bühnenraum entwirft Martin Zehetgruber. Mit ihm arbeitet Andrea Breth bereits seit vielen Jahren zusammen, unter anderem bei Produktionen am Burgtheater in Wien, bei den Salzburger Festspielen sowie an den Opernhäusern in Brüssel und Berlin. Zehetgruber ist fünffacher Nestroy-Preisträger und wurde in den Kritikerumfragen von „Theater heute“ und „Opernwelt“ dreimal als Bühnenbildner des Jahres ausgezeichnet. An der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart hat er die Professur für Bühnenbild inne. Eva Dessecker zeichnet für die Kostüme verantwortlich. Seit Anfang der 1990er Jahre ist sie international als freie Bühnen- und Kostümbildnerin tätig und hat u.a. mit Klaus Michael Grüber, Peter Stein, Luc Bondy und Alvis Hermanis in Berlin, Paris, Wien, Hamburg, Graz und bei den Salzburger Festspielen gearbeitet.

Der aus Wien stammende Bariton Georg Nigl, der die Titelpartie übernimmt, hat mit Andrea Breth bereits bei ihrer Wozzeck-Inszenierung in Berlin, ihrer Carmen-Inszenierung in Graz und ihrer Inszenierung von Eugen Onegin bei den Salzburger Festspielen zusammengearbeitet. Ihre jüngste gemeinsame Produktion war die Amsterdamer Inszenierung von Prokofjews Der Spieler (2013), für die ebenfalls Martin Zehetgruber das Bühnenbild entwarf. Mit Franck Ollu verbinden Georg Nigl die Uraufführungen von Pascal Dusapins Passion beim Festival d’Aix-en-Provence und Heiner Goebbels‘ Landschaft mit entfernten Verwandten in Genf. Darüber hinaus hat er an den Opernhäusern in Mailand, Moskau, Madrid, München und Paris große Erfolge feiern können. An seiner Seite sind der britische Bassbariton Henry Waddington (Oberlin) und der britische Tenor John Graham-Hall (Kaufmann) zu erleben. Graham-Hall interpretierte in Stuttgart bereits die Partie des Živný in Janáčeks Schicksal (Osud). Mit Andrea Breth arbeitete er bereits in ihrer Brüsseler Inszenierung von Katja Kabanova zusammen.

Koproduktion mit La Monnaie/De Munt (Brüssel) und der Staatsoper Berlin

Musikalische Leitung Franck Ollu

Regie Andrea Breth

Bühne Martin Zehetgruber

Kostüme Eva Dessecker

Licht Alexander Koppelmann

Dramaturgie Sergio Morabito

Besetzung

Lenz Georg Nigl

Oberlin Henry Waddington

Kaufmann John Graham-Hall

Sopran 1 Irma Mihelič

Sopran 2 Talia Or

Alt 1 Sabrina Kögel

Alt 2 Stine Marie Fischer

Bass 1 Dominic Große

Bass 2 Eric Ander

Aurelius Sängerknaben Calw

Staatsorchester Stuttgart

Weitere Vorstellungen:

30. Oktober | 02. | 05. | 08. | 13. | 17. | 21. November | 15. Dezember 2014

Begleitveranstaltungen zu Jakob Lenz:

Öffentliche Probe

Der Termin wird noch bekannt gegeben.

Einführungsmatinee Sonntag, 19. Oktober 2014, 11 Uhr im Opernhaus, Foyer I. Rang Das Produktionsteam gibt interessierten Opernbesuchern einen Einblick in die Konzeption der Neuin-szenierung.

Einführung vor jeder Vorstellung Eine Einführung findet vor jeder Vorstellung jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Opernhaus, Foyer I. Rang statt.

Nach(t)gespräche Donnerstag, 30. Oktober 2014

Samstag, 8. November 2014

Freitag, 21. November 2014

Das Produktionsteam beantwortet im Anschluss an die Vorstellung Fragen der Zuschauer.

Hinweis

Die Vorstellung am 8. November 2014 ist ein Programmpunkt des Rihm-Wochenendes (7.-9.11.2014

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