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Jan Decortes „Ödipus/Bet Noir“ im Schauspiel KölnJan Decortes „Ödipus/Bet Noir“ im Schauspiel KölnJan Decortes „Ödipus/Bet...

Jan Decortes „Ödipus/Bet Noir“ im Schauspiel Köln

Deutschlandpremiere am 10. Februar 2012 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus. -----

Am Ende hilfloser als ein Säugling, Ödipus nach der Blendung, allein, geführt nur von seiner Tochter Antigone, verfallen einer unausweichlichen Traurigkeit, die alles verfärbt und die, wenn wir uns ihr nähern, die Wirklichkeit zeigt, wie sie ist, entstellt, verzerrt, auf jeden Fall nicht so, wie wir sie gerne hätten.

Das prototypische Muttersöhnchen der Menschheitsgeschichte, der Tyrann, dessen „Jagd nach der Wahrheit des Orakels“, wie Heiner Müller sie nennt, ein für alle mal endgültig die schmerzhafte Trennung zwischen Theorie und Praxis in unser Denken einführte. Die Vaterstadt verlässt er, seine Söhne bleiben zurück. Sie werden sich später gegenseitig töten.

Zum dritten Mal beschäftigt sich Wim Vandekeybus mit der höchst eigenwilligen „Ödipus“-Überschreibung von Jan Decorte. Nach „Bêt Noir“ (2006), einer Arbeit mit Jugendlichen, und der Gastchoreografie »Black Biist« (2009) am Göteborger Ballett, spielt und tanzt er in Köln selbst die Titelrolle, zusammen mit acht Tänzern, vier Schauspielern des Kölner Ensembles und drei Musikern, darunter der Bluesmusiker Roland van Campenhout. Die Überschreibung des bekannten Mythos hat der Autor Jan Decorte selber aus dem Flämischen ins Deutsche übertragen.

„Ich mag keine Tänzer, die in Theaterstücken nur zeigen, dass sie Tänzer sind. Aber ich mag Tänzer, die in einem Tanzstück frisch schauspielen. „Ödipus/Bêt Noir“ ist weder das Eine noch das Andere und doch beides zugleich. Außerdem sind Mythen aus ihrem Wesen heraus einfach: Ödipus nimmt seine Mutter zur Frau, ohne es zu ahnen. Ein Drama so simpel und doch mit kompliziertem Unterton, der es öffnet in unendliche Formen der Imagination und Interpretation. Ohne Zweifel ist die Sprache von Jan Decorte genial. Sie schafft nicht nur einen sehr direkten Kontakt zu den Charakteren, sondern ist zugleich sehr physisch und gräbt sich in die rohe Essenz der Dinge, in der jedes Wort zählt.“ (Wim Vandekeybus)

Es spielen und tanzen: Elena Fokina, Tanja Marín Friðjónsdóttir, Ralf Harster, Dawid Lorenc, Máté Mészáros, Bénédicte Mottart, Dymitry Szypura, Zebastián Méndez Marín, Aymara Parola, Torsten-Peter Schnick, Renato Schuch, Wim Vandekeybus und Birgit Walter

Livemusik: Elko Blijweert, Jeroen Stevens, Roland Van Campenhout,

Regie, Choreographie und Bühne: Wim Vandekeybus,

Künstlerische Assistenz und Dramaturgie: Greet van Poec,

Licht: Francis Gahide, Wim Vandekeybus,

Sounddesign: Benjamin Dandoy, Antione Delagoutte,

Styling: Isabelle Lhoas assistiert von Frédérick Denis,

Dramaturgie Köln: Götz Leineweber

Produktion Ultima Vez und KVS (Brüssel) / Koproduktion Schauspiel Köln und Les Théâtres de la Ville (Luxemburg)

Weitere Vorstellungen am 11., 12., 28. und 29. Februar, am 30. und 31. März und am 1. April. Der Vorverkauf für alle Vorstellungen läuft bereits.

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