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Jerry Hermanns „Ein Käfig voller Narren“ (La Cage aux folles) in München

Premiere am 15. Dezember 2007 um 19.00 Uhr im Staatstheater am Gärtnerplatz, Großes Haus

Musik und Songtexte von Jerry Herman, Buch von Harvey Fierstein nach dem Bühnenstück Jean Poiret

 

„Ich bin, was ich bin, und was ich bin, ist ungewöhnlich“.

 

 

Der/“die“ das singt, ist wahrhaftig ungewöhnlich und lebt in ungewöhnlichen Lebensumständen. Albin ist seit über 20 Jahren mit Georges, dem Besitzer und Conférencier des Cabarets La Cage aux Folles liiert und als Diseuse „Zaza“ die Hauptattraktion der Show. Gemeinsam haben er und Georges alle Höhen und Tiefen ihres Privat- und Showlebens gemeistert, gemeinsam Georges’ „kleinen heterosexuellen Fehltritt“ Jean-Michel großgezogen. Als Jean-Michel unverhofft ankündigt, ausgerechnet Anne, die Tochter des erzkonservativen Politikers und Moralapostels Edouard Dindon heiraten zu wollen, wird ihre Beziehung auf eine ernsthafte Probe gestellt: Die „Elternpaare“ sollen sich zur Verlobung kennen lernen und Jean-Michel braucht „ganz schnell“ eine „normale“ Familie. Albin muss mit ansehen, wie sein Ziehsohn und Georges eine Komödie inszenieren, um ihr wahres Leben zu kaschieren. Vor allem Albins exzentrische Persönlichkeit stellt dabei ein unübersehbares Problem dar. Aber er erweist sich einmal mehr als Meister der Travestie…

 

Eine französische Situationskomödie in der Tradition eines Molière, Feydeau oder Labiche war der Ausgangspunkt für Jerry Hermans Broadway-Musical La Cage aux Folles. Jean Poirets gleichnamiges Theaterstück, 1973 in Paris uraufgeführt, wurde 1978 zum ersten weltweit erfolgreichen Film aus dem Drag-Queen-Milieu umgesetzt. Jerry Herman, geboren 1933 in New York und mittlerweile ein „Klassiker“ unter den Broadway-Komponisten, verband die Komödie auf einzigartige Weise mit zutiefst „amerikanischer“ Musik und dem „Showbiz“. Zunächst sah er im perfekten Libretto nur die Chance für gute Unterhaltung, erst beim Komponieren vertiefte sich für ihn die inhaltliche Botschaft der Akzeptanz gegenüber Minderheiten: „Alle lieben das Stück, weil es von Menschen und von Liebe erzählt. Erst dann bemerkt man, dass es sich um zwei Männer handelt“.

 

Der Polarität in unserer Zeit, in der einerseits sämtliche Vorurteile über Homosexualität überwunden scheinen und „Drag Queens“ umjubelt auf „love parades“ durch die Straßen ziehen, andererseits das „Outing“ eines homosexuellen Fußballstars dessen Karriereende bedeutete oder über die Elterntauglichkeit homosexueller Paare gestritten wird, nähert sich „la cage aux folles“ humorvoll und gescheit zugleich an.

 

Für diese Inszenierung konnte mit Helmut Baumann (Regie und Bühne; ehemals Intendant des Berliner Theater des Westens), Uta Loher (Kostüme) und Jürgen Burth (Choreografie) ein seit Jahrzehnten im Musicalbereich international erfolgreiches Team verpflichtet werden. Die musikalische Leitung übernimmt Andreas Kowalewitz. Neben vielen Gärtnerplatz-Solisten stehen in Gastrollen eine Reihe renommierter Musicaldarstellern auf der Bühne: Hardy Rudolz (Georges), Dion Davis (Chantal), Jesko Himmelrath (Hanna von Paris), Norman Stehr (Jacob) und nicht zuletzt Christoph Marti (Zaza) alias Ursli Pfister, Gründungsmitglied der „Geschwister Pfister“ und längstens bekannt in München durch seine Auftritte u.a. am Volkstheater.

 

Regie Helmut Baumann

Musikalische Leitung Andreas Kowalewitz

Bühnenbild Helmut Baumann

Kostüme Uta Loher

Choreographie Jürg Burth

 

Georges: Hardy Rudolz

Albin: Christoph Marti

Francis: Thomas Peters

Jacob: Norman Stehr

Jean-Michel: Marc Lamberty

Anne: Milica Jovanovic

Edouard Dindon: Gunter Sonneson

Marie Dindon: Susanne Heyng

Jaqueline: Marianne Larsen

M. Renaud: N. N.

Mme Renaud: Rotraut Arnold

Mercedes: Thomas Schimon

Phädra: Konstantin Krisch

Hanna von Hamburg: Jesko Himmelrath

Chantal: Dion Davis

 

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