Eines Abends erscheint die sterbenskranke Ella, die Borkman damals geliebt, aber für seine Karriere geopfert hat. Ella fordert den Sohn der Borkmans zurück, da sie ihn einst aufgezogen hatte. Doch Gunhild verfolgt eigene Pläne mit Erhart, wie sich auch Borkman einen Neubeginn durch ihn erhofft – der Sohn als Erlöser, als Rächer, als Hoffnungs-träger einer Generation, die nurmehr ein Schattendasein führt und unfähig zum verantwortlichen Handeln ist. Doch der Junge verweigert die ihm zugewiesene Rolle und will nur eins: das eigene Glück.
»John Gabriel Borkman«, das zweitletzte Stück, das Ibsen vor seinem Tod 1906 geschrieben hat, gilt als eines der Meisterwerke des norwegischen Dichters. Die Fülle der Themen, die ihn zeit seines Lebens umtrieben, führt er hier noch einmal dicht zusammen. Die Lebenslüge oder der „Wille zum Schein, zur Illusion“ als existentielle Grundbedingung der Menschen wird darin ebenso verhandelt wie ihre Beziehungen untereinander, die in diesem Kosmos nur noch von den Gesetzen des Marktes bestimmt sind: Alles wird zur Handelsware – die Liebe, der Sohn, das eigene Leben.
Mein lieber Freund!
Sie schreiben mir so trüben Muts und fragen,
Warum so matt geh‘ dies Geschlecht einher,
Gleichgültig stumpf in gut und bösen Tagen,
Als drück‘ ein unklar Angstgefühl es schwer,
Das ahnungsvoll gefangen ihm den Sinn nimmt;
Warum fast jeder heute, stumm und starrend,
Was ihm das Schicksal bringt, in Schlaffheit hinnimmt,
Der Dinge, die da kommen sollen, harrend.
Und ich soll dieses Rätsels Schleier heben? –
Mein Amt ist fragen, nicht Bescheid zu geben…
Henrik Ibsen
Es spielen: Lina Beckmann, Matthias Bundschuh, Jan-Peter Kampwirth, Josef Ostendorf, Kate Strong, Julia Wieninger, Gala Winter
Regie: Karin Henkel
Bühne: Katrin Nottrodt
Kostüme: Nina von Mechow
Musik: Arvild J. Baud
Licht: Annette ter Meulen
Dramaturgie: Sybille Meier
Weitere Aufführungen: 26/9, 2/10, 8/10