Dazu gab Dr. Martin Roeder-Zerndt folgende Erklärung ab:
Mein Engagement für das Theater Heilbronn ist ungebrochen. Ich werde in
den zwei uns verbleibenden Spielzeiten für die Fortsetzung unseres
künstlerisch engagierten, erfolgreichen zeitgenössischen Theaters
einstehen. Wir versprechen der Stadt weiterhin ein starkes Angebot an
anspruchsvollen Eigenproduktionen und hochkarätigen internationalen
Gastspielen.
Wir haben in drei Jahren Theaterarbeit für Heilbronn die problematische
demographische Entwicklung des Hauses aufhalten und in überwältigendem
Maße Nachwuchs für das Theater gewinnen können. Wir haben die Frage der
Spielstättenprofile erfolgreich beantwortet und das seit 2001 bestehende
Komödienhausproblem gelöst. Wir haben damit eine gute Ausgangsposition
geschaffen für die Konsolidierung eines durch die Finanzlage der Kommune
geschwächten Betriebes.
Es hätte umsichtiger Finanz- und Strukturentscheidungen bedurft, den
nach 23 Jahren Leitungskontinuität selbstverständlich schwierigen
Intendanten- und Geschäftsführerwechsel im Theater Heilbronn
abzusichern. Im Berufungsverfahren hatte ich vor diesem Hintergrund um
einen langen Atem und um die finanzielle Rückendeckung für
vorübergehende Einnahmeschwankungen bis zu 20% geworben. In einer
Präambel meines Intendantenvertrages hatte die Stadt mir deshalb
zugesagt, sich zu bemühen, "den im Augenblick [der
Vertragsunterzeichnung] bestehenden Zustand, insbesondere die
finanzielle Ausstattung des Eigenbetriebes Theater beizubehalten."
Bereits vor meinem Dienstantritt jedoch war das Theater mit Überlegungen
des Gemeinderats konfrontiert, das Niveau der Finanzierung radikal
abzusenken und die Struktur des Betriebes mit dem Ziel einer
Zuschussreduktion zu verändern. In diesem Zusammenhang wurde der externe
Gutachter ICG Culturplan mit der Analyse unseres Betriebes beauftragt.
Der Gutachter bescheinigte dem Theater zum damaligen Zeitpunkt höchste
Wirtschaftlichkeit und Effizienz in allen Bereichen.
Die Folge der schließlich dennoch verfügten Kürzungen: Streichung der
Tanztheatertage Heilbronn, Verkürzung unserer Opern- und internationalen
Tanzgastspielserien, Streichung
einer Produktion im Komödienhaus, Halbierung unserer
Bühnenausstattungsetats, einschneidender Abbau von Personal. Soll das
reine Einsparen von Kosten tatsächlich ein Kriterium für Erfolg sein, so
war das Theater Heilbronn in diesen drei Jahren unter meiner
Geschäftsführung erfolgreich. Aber all dies erzwang auch eine
Verringerung der jährlichen Vorstellungszahl und eine Schmälerung der
Angebotsbasis und Ausstattungsqualität und führte damit unmittelbar zu
Verlusten auf der Einnahmenseite. Der in der Finanzpolitik weit
verbreitete Glaube, es ließe sich durch weniger Aussaat eine größere
Ernte einfahren, hat sich auch in Heilbronn nicht erfüllt.
Ich habe gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Theaters Heilbronn für den Erfolg dieses Theaters gekämpft. Gemeinsam
haben wir uns gegen alle Versuche der Stadt gestemmt, die Finanzierung
des Theaters auszuhöhlen. Wir haben den Kampf gewonnen, indem wir die
heftigsten Kürzungen abwehren konnten, und verloren, indem wir
schließlich mit einer degressiven Budgetierung konfrontiert wurden, die
mit empfindlich spürbaren weiteren Angebotsverlusten einhergehen musste.
Der Theaterbetrieb befindet sich gegenwärtig in einer Gefahrenzone, aus
der er nur mit einem wieder verstärkten finanziellen Bekenntnis der
Stadt zum Ensemble- und Repertoiretheater und einem nicht nachlassenden
Interesse seines Publikums herausgefahren werden kann.
Ich bedaure sehr, dass meine Gespräche mit der Verwaltung der Stadt
Heilbronn nicht zu einem besseren Ergebnis geführt haben. Das Theater
Heilbronn wird sich gleichwohl in den kommenden beiden Spielzeiten unter
meiner Leitung weiter konsolidieren. Wir werden der Stadt am Ende meiner
Vertragslaufzeit ein Theater übergeben, das alle Möglichkeiten haben
wird, sich erfolgreich fortzuentwickeln, vorausgesetzt die unabwendbar
auf das Theater zukommenden Kostensteigerungen (Inflation,
Tarifsteigerung, Mehrwertsteuer etc.) werden ausfinanziert.
Ich freue mich auf zwei weitere Jahre Theater Heilbronn mit unserem
ebenso kritischen wie begeisterungsfähigen Publikum.