Protassow hat für seine Forschungen sein Vermögen aufgebracht und sich der Aufgabe verschrieben, „einen glücklichen und edlen Menschen zu erschaffen“. Sein Credo: „Wir Menschen sind alle Kinder der Sonne!“ Seine Frau fühlt sich vernachlässigt und wird von Wagin heftig umworben. Seine sensible Schwester Lisa hat Angstattacken und Lebensängste. Und da ist noch die reiche Witwe Melanija, die Protassow auf das lächerlichste anbetet, und der Tierarzt Tschepurnoj, der schon seit langem in Protassows Schwester Lisa verliebt ist. Schließlich der Schlosser Jegor, er schlägt seine Frau, prügelt sich, trinkt und randaliert. Ganz von ihren Leidenschaften erfüllt, leben diese Kinder der Sonne von der Wirklichkeit abgeschottet wie auf einem fernen Planeten in einem luftleeren Raum: Draußen rottet sich das Volk zusammen, die Revolution ist nicht aufzuhalten…
Maxim Gorkij schrieb Kinder der Sonne, als er in der Peter-und-Paul-Festung in St. Petersburg nach dem Aufstand 1905 inhaftiert war. Er beschreibt das Versagen der russischen Intelligenzija: Die Arbeiter und Bauern müssen sich ihren Zugang zu Kunst, Kultur und Wissenschaft selbst erkämpfen. Gorkij zeichnet das düster-komische Bild einer Gesellschaft, die bemüht ist, eine bessere Welt zu schaffen und auf die sich abzeichnende soziale Katastrophe zu reagieren.
Maxim Gorkij, dessen Pseudonym „der Bittere“ bedeutet, war bereits mit 10 Jahren auf sich allein gestellt. 1868 geboren in Nischniij-Nowgorod als Sohn eines Wolga-Treidlers, aufgewachsen unter ehemaligen Sibirien-Sträflingen und revolutionären Studenten, ist er zu Fuß durch Russland gewandert, hat in vielen Berufen gearbeitet. Nach seinem literarischen Debüt arbeitet er als Reporter, schreibt Erzählungen. Nach seinem Gedicht Der Sturmvogel wurde er als Sturmvogel der Revolution gefeiert, verhaftet, verbannt. Protegiert von prominenten Schriftstellern wie Wladimir Korolenko, veröffentlichte er 1901 sein erstes Stück. In seinem Werk thematisiert er den Umbruch in der russischen Gesellschaft und die sozialen Missstände. Durch sein politisches Engagement verfolgt und diffamiert, ermöglichte ihm 1928 eine Amnestie seine Rückkehr nach Russland, wo er zur Leitfigur der kommunistischen Kulturdoktrin wurde. Stücke u.a. Kleinbürger, Nachtasyl, Die Feinde, Sommergäste, Barbaren.
HELENE VOGEL Studierte Psychologie an der Freien Universität Berlin und Drehbuch an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam Babelsberg. Anschließend Regiestudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin, Abschluss am Max Reinhardt Seminar in Wien. Regiearbeiten am Wiener Volkstheater, am Landestheater Vorarlberg, u.a. Die Marquise von O (H. v. Kleist), Anarchie in Bayern (R. W. Fassbinder), eingeladen zum Körber Studio Junge Regie in Hamburg und zum ITs Festival Amsterdam, Wie es euch gefällt (W. Shakespeare), Mein Hundemund (W. Schwab), Die Physiker (F. Dürrenmatt). Dokumentarfilm: Kreide auf Beton, 2014. Seit der Spielzeit 2014/15 ist Helene Vogel Hausregisseurin am Schauspiel Wuppertal und u.a. für die Reihe Visitenkarten verantwortlich. Zuletzt Regie von Minna von Barnhelm (G.E. Lessing) und Regie der Visitenkarten von Julia Reznik, Spoonface, Stefan Walz, Nightradio und Daniel F. Kamen, Michael Kohlhaas. Produktions- und Organisationsleitung bei Die Wupper (E. Lasker-Schüler).
Deutsch von Ulrike Zemme
Regie Helene Vogel
Bünenbild Philip Rubner
Kostüme Elisabeth Weiß
Musik N. N.
Licht N. N.
Dramaturgie Dr. Cordula Fink-Schürmann
Regieassistenz Mona vom Dahl
Inspizienz Luisa Rubel
Pawel Fjodorowitsch Protassow Alexander Peiler
Lisa, seine Schwester Philippine Pachl
Jelena Nikolajewna, seine Frau Tinka Fürst
Dmitrij Sergejewitsch Wagin Lukas Mundas
Boris Nikolajewitsch Tschepurnoj Stefan Walz
Melanija, seine Schwester Julia Reznik
Nasar Awdejewitsch Miko Greza
Jegor, Schlosser Christopher Reinhardt
Antonowna, Kinderfrau Lilay Huser
Fima, Dienstmädchen Ann-Kristin Lutz
Statisterie