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Konzertnacht rund um die "Eroica"

Neubrandenburger Philharmonie und Concerto Brandenburg im musikalischen Wettstreit.

Sonnabend, 10. September 2005, 19.00 Uhr, Konzertkirche Neubrandenburg.

Die nunmehr 11. Neubrandenburger Konzertnacht ist wiederum einer Sinfonie

Ludwig van Beethovens gewidmet. Diesmal gelangt die Dritte, besser bekannt

unter dem Titel "Eroica", zur Aufführung. Die Sinfonie nimmt in Beethovens

Schaffen eine Sonderstellung ein. Keine der vorangegangenen Kompositionen

war so reich an musikalischen Neuerungen und damit so zukunftsweisend wie

eben jene "Sinfonia eroica". Ursprünglich wollte der Maestro das Werk

Napoleon Bonaparte widmen, den er ganz "im Lichte des revolutionären

Prometheus-Mythos" (Massin) sah. Nach dessen Krönung zum Kaiser, soll er

aber wutentbrannt gesagt haben: "Ist der auch nichts anders wie ein

gewöhnlicher Mensch! (...) Er wird ein Tyrann werden." So gilt die "Eroica"

allgemein dem "Andenken an einen großen Mann". ­ Concerto Brandenburg wird

das Werk aus seiner Entstehungszeit heraus musikalisch deuten (das Ensemble

musiziert auf alten Instrumenten); die Neubrandenburger Philharmonie stellt

dieser "historischen" Interpretation eine "moderne" Aufführung der "Eroica"

gegenüber. Es wird also wieder spannend beim aufführungspraktischen

Wettstreit der beiden Orchester. Zudem haben sich Stefan Malzew von der

Philharmonie und sein Kollege von Concerto Brandenburg Jörg-Peter Weigle in

den vergangenen Konzertnächten bereits als sehr unterhaltsame, zuweilen

amüsiert kontrovers diskutierende Moderatoren erwiesen.

Noch einmal mehr geht es an dem Abend um Napoleon. Arnold Schönberg legte

mit seiner 1942 in Los Angeles entstandenen "Ode to Napoleon Buonaparte" ein

klares Bekenntnis gegen jegliche Tyrannei ab. Dabei richtete sich seine

Kritik an Napoleon zweifellos auch gegen das Hitler-Regime. Schönbergs Stück

für Streichquartett, Klavier und Sprecher basiert auf einem Text Lord Byrons

aus dem Jahre 1814. Es ist zwar zwölftönig komponiert, enthält aber auch

Reminiszenzen an die Tonalität. Symbolträchtig erscheinen in der "Ode"

motivische Rückbezüge zur "Marseillaise" und Beethovens Fünfter Sinfonie

auf. anspruchsvollen Stück, es begleiten ihn dabei der Kapellmeister Jens

Troester am Klavier sowie ein Streichquartett der Neubrandenburger

Philharmonie

Dass es zwischen Beethovens "Eroica" und der französischen Revolutionsmusik

enge Beziehungen gibt, demonstriert Concerto Brandenburg am Beispiel von

Etienne-Nicolas Méhuls Ouvertüre zur Oper "Le jeune Henri", die die

Konzertnacht eröffnet. Das Stück war offenbar für das Scherzo der Sinfonie

von Vorbildwirkung.

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