Zum fünften Mal veranstaltet schauspielfrankfurt die Frankfurter Dialoge – in dieser Spielzeit unter dem Titel ›Schimpfwort Moral‹. In lockerer Folge werden innerhalb dieser philosophisch eingestimmten Salons aktuelle Herausforderungen der Kultur und deren ästhetischer Artikulation debattiert.
Applaudiert wird zur Zeit in Europa fast jedem, der das Wort ›Moral‹ als Schimpfwort benutzt. Mag sein, daß das Schimpfen einst auf Gründen beruhte. Doch geblieben ist weder ein Weiterdenken solcher Positionen noch selbst deren Begründung, sondern lediglich ein Hauch der Verachtung. Gleichzeitig zeigen Soziologen, daß immer mehr und immer feinere moralische Grenzen gezogen werden: Auch wenn Wörter wie Gut und Böse verpönt sind, wird Gruppenzugehörigkeit oft von detaillierten Fragen über Integrität, Arbeitsethik und Authentizität bestimmt. Gerade die aktuelle Diskussion zum Kunstraum Theater hat auf der einen Seite beliebige, geradezu hilflose Hinweise auf moralische Kategorien hervorgerufen, auf der anderen Seite konnte man das Ringen um Begriffe wie Respekt und Achtung erkennen.