Eduard Künneke spielt in seiner Erfolgsoperette „Der Vetter aus Dingsda“ (1921) mit den zeitgenössischen Musikstilen, allen voran mit amerikanischen Tanzrhythmen der gerade beginnenden „Roaring Twenties“: In „Kindchen, du musst nicht so schrecklich viel denken“ ist es der Tango, in „Sieben Jahre lebt ich in Batavia“ der Foxtrott. Doch gibt es in dieser Roderich und Julia-Geschichte natürlich auch Walzer („Ganz unverhofft kommt oft das Glück“) und volksliedhafte Evergreens („Strahlender Mond, der am Himmelszelt thront“, „Ich bin nur ein armer Wandergesell“).
Regisseurin Margit Gilch verlegt die Verwechslungsgeschichte in die 1980er Jahre, das letzte Jahrzehnt, in dem man sich noch nicht per SMS verständigen konnte und der Jugendliebe tatsächlich lange Briefe schrieb. Die Ausstattung von Dorothee Schumacher und Lutz Kemper weckt vielfältige Erinnerungen an jene gute alte knallbunte Zeit, in der man ausdauernd Aerobic trieb, am Rubik-Würfel verzweifelte und den Becker-Hecht nachahmte.
Musikalische Leitung Basil H. E. Coleman
Regie Margit Gilch
Ausstattung Dorothee Schumacher & Lutz Kemper
Mit
Julia de Weert Maria Pitsch | Erster Fremder Jeffrey Nardone / Victor Campos Leal | Hannchen Emily Fultz / Claudia Bauer | Egon von Wildenhagen Mark Watson Williams | Zweiter Fremder Kyung Chun Kim | Josef Kuhbrot Peter Tilch | Wilhelmine Kathryn J. Brown | Karl Michael Kohlhäufl | Hans Oscar Imhoff
Niederbayerische Philharmonie
Bild: Eduard Künneke