Ihr Scheitern, die Abgründe zwischen still gehegten Träumen und der ernüchternden Realität werden in der „Oper aus dem mährischen Bauernleben“ in einer Grausamkeit offenbart, die zunächst jegliche Hoffnung auf die Erhabenheit des Menschen über seine Fehler und Missgeschicke im Keim erstickt.
Vor dem Hintergrund einer dörflichen, in bigotten Moralvorstellungen erstarrten Gemeinschaft spielt sich das Drama um zerstörte Familienbeziehungen ab, in dessen Mittelpunkt – symbolhaft wie ganz reell – die Ermordung des unerwünschten Kindes der Jenůfa steht. Die Beziehung zwischen der jungen Frau und ihrer Stiefmutter, der Küsterin, gewinnt ihre Intensität nicht durch verwandtschaftliche Verhältnisse. Beide verbindet die Erfahrung der völligen Passivität, über das eigene Schicksal und den eigenen Körper nicht zu verfügen, und den Anspruch an Glück unterdrücken zu müssen.
Mit seiner am Tonfall der gesprochenen Sprache orientierten Melodik entwirft Janáček ein besonders eindringliches Psychogramm der Protagonisten und geht so den inneren Vorgängen und der Wahrheit des Augenblickes nach.
Was die Musik auf diese Weise enthüllt, wird nun von Barbara Frey auf der Bühne nachgezeichnet. Die designierte Direktorin des Zürcher Schauspielhauses inszeniert mit Jenůfa nach zahlreichen Regieerfolgen auf den Bühnen des Sprechtheaters erstmals eine Oper. Sie setzt hier ihre langjährige Zusammenarbeit mit der Bühnenbildnerin Bettina Meyer fort.
Mit Deborah Polaski und Eva-Maria Westbroek verleihen zwei außerordentliche Charakterdarstellerinnen den beiden Hauptfiguren dieser Oper Gestalt. Zu dem exzellent besetzen Sängerensemble gehören auch Helga Dernesch (Die alte Buryja) und Joseph Kaiser, der als Stewa Buryja sein Debüt an der Bayerischen Staatsoper gibt. Kirill Petrenko, der 2007 von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum Dirigenten des Jahres gewählt wurde, dirigiert die Originalfassung, die erst seit einigen Jahren wieder zugänglich ist und die, in tschechischer Sprache, zum ersten Mal in München zu hören sein wird.
Weitere Vorstellungen : Sa 11.04.2009, Mi 15.04.2009, Sa 18.04.2009, Mi 22.04.2009, Mo 27.04.2009
Nationaltheater