Leidenschaft und Eifersucht in „Die Tödliche Blume“, bis zum Wahnsinn gesteigerte Liebe, die sich einsam ins Nichts entlädt in „Infinito Nero“. In „Macbeth“ (2002) entfaltet er die zerstörerische Gewalt der Macht. Die Oper bietet ein Konzentrat der Shakespearschen Tragödie. Mit „Drei namenlose Akte“ hat der Komponist sein Szenengefüge im Untertitel definiert. Was sich hier an Grauenvollem vollzieht, ist mit Sprache nicht benennbar. Sciarrino versucht es mittels seiner Musik und damit im Sinne der griechischen Katharsis reinigend und mahnend darstellbar zu machen. Er isoliert dafür die Ereignisse größtenteils von den äußeren Hergängen und verzichtet auf alle blutige Drastik, die sich bei einer Umsetzung des Macbeth anböte. Den Extrakt des Mythos verwendet er als Modell des ewigen brutalen Mechanismus der Macht. Die Figuren Macbeth‘ und seiner Lady werden von diesem Mechanismus aufgezehrt. Die klangliche Ausdeutung des pathologischen Zustands der Lady und der Machtgier Macbeth‘ führt zu einer klaren, transparenten Musik, deren atmosphärische Dichte und Konsequenz im zeitgenössischen Musiktheater einzigartig sind.
Musikalische Leitung: Evan Christ / Michael Wendeberg
Szenisches Konzept und Ausstattung: Thomas Dreißigacker und Klaus-Peter Kehr
Kostüme: Maria Roers
Mit: Jennifer Arnold, Elena Fink, Anne Gebert, Joslyn Rechter, Stefanie Schaefer; Ekkhard Abele, Stephan Boving, Thilo Busch, Gregor Finke, Assaf Levitin, Reinhold Schreyer-Morlock