Im Londoner East End kennt Philip Ridley sich aus. Hier wurde der vielseitige britische Künstler 1964 geboren und hier lebt er bis heute. Das einst triste Arbeiterviertel ist inzwischen ein angesagtes Szenequartier. In dem Theaterstück MÄRCHENHERZ, 1998 geschrieben, ist davon noch nichts zu spüren. Schauplatz ist ein leer stehendes, herunter gekommenes Gemeindezentrum an einem eisigen Tag im Dezember. Die meisten Fenster sind kaputt und mit Brettern vernagelt, ein paar alte Sachen liegen herum. In der Mitte des Raumes befindet sich ein kleines Podest und ein Theaterprospekt, dazu überall Utensilien zum Malen.
Vor ein paar Jahren war in dem Zentrum noch richtig etwas los. Man kam vorbei „auf ne Tasse Tee und’n Tratsch. Oder um Bingo zu spielen. Disco für die Kids“, erinnert sich Kirsty. Da lebte ihre Mutter noch und schmiss den Laden. Immerhin hat Kirsty noch den Schlüssel zu diesem Zufluchtsort. Heute ist sie von ihrer eigenen Geburtstagsparty weggelaufen. Wütend und eifersüchtig, weil ihr Vater angekündigt hat, sich neu zu verloben
.
Kirsty will nur allein sein. Doch gibt es noch jemand, der einen Schlüssel zum Gemeindezentrum hat: Gideon, der Stiefsohn des Hausmeisters. Mit seiner Mutter hat er schon an vielen Orten gelebt. Mal in besetzten Häusern, mal in einem Wohnwagen, nun also in der östlichen Vorstadt.
Zwei jugendliche Einzelgänger, die über das, was sie beschäftigt, nicht gerne sprechen. Sie ziemlich schrill, er ein bisschen weltfremd. Nicht die besten Aussichten für eine Freundschaft. Wenn es da nicht noch diese andere Welt gäbe. Die Welt der Geschichten, Bilder und Rollenspiele. Mit viel Phantasie begeben sich Kirsty und Gideon auf die Suche nach dem Leuchtenden Marienkäfer. Und finden dabei auch eine Sprache für ihre Gefühle, Stimmungen und Träume.
Ins Deutsche übersetzt von Andreas Pegler | für alle ab 12 Jahren
Inszenierung: Angela Khuon-Siefert | Bühne und Kostüme: Udo Herbster
Mit: Anne Berg und Lukas Goldbach
weitere Vorstellungen: 28. Oktober | 18.00 Uhr und 13. November | 20.00 Uhr TiL
Ins Deutsche übersetzt von Andreas Pegler | für alle ab 12 Jahren