Und schließlich der zweifelnde Mensch, hin- und hergeworfen zwischen Selbstbehauptung und Ausgeliefertsein, ringend um Liebe und Erkenntnis in Martin Schläpfers „Reformationssymphonie“. Musikalisch stehen sich Werke von Peter I. Tschaikowsky, Philip Glass und Felix Mendelssohn Bartholdy gegenüber, dirigiert von Generalmusikdirektor Axel Kober.
„Serenade“
Musik: Serenade für Streicher C-Dur op.48 von Peter I. Tschaikowsky
Choreographie: George Balanchine // Kostüme: nach Karinska // Einstudierung: Nanette Glushak
Auf geradezu magische Weise öffnet sich die Tür in die Welt des klassischen Balletts mit einer äußerst simplen Aktion: 17 bewegungslos in sich versunkene Tänzerinnen in hellblauen, dreiviertellangen Tutus nehmen unisono die Erste Position des klassischen Kanons ein …
George Balanchine (1902–1983) zählt zu den bedeutendsten Choreographen des 20. Jahrhunderts. Bis heute ist es für jedes Ensemble eine große Auszeichnung und Herausforderung, ein Ballett aus seinem insgesamt 425 Werke umfassenden OEuvre präsentieren zu können. Verwurzelt in der St. Petersburger Tradition Marius Petipas und in Paris als Choreograph für Diaghilews Ballets Russes zur Avantgarde der 20er Jahre gehörend, gelang es Balanchine nach seiner Übersiedelung 1934 in die USA wie keinem anderen, den akademischen Tanz für das 20. Jahrhundert weiterzudenken. Mit seinem
Ballett „Serenade“ schuf er auf Peter Tschaikowskys gleichnamige Komposition sein erstes amerikanisches Meisterwerk: Mit unerschöpflichem Erfindungsreichtum und einer klaren, von allem äußerlichen Beiwerk befreiten Bewegungssprache entfalten sich der Zauber, die Schönheit und die Romantik des puren klassischen Tanzes.
„Signing Off“
Musik: 1. und 2. Satz aus dem Konzert für Violine und Orchester von Philip Glass
Choreographie, Bühne und Kostüme: Paul Lightfoot und Sol León //
Licht: Tom Bevoort
Einstudierung: Shirley Esseboom und Anders Hellström //
Solo-Violine: Natasha Korsakova / Tai Murray
Schwarz-weiß ist die Welt. Musik von Philip Glass zieht uns mit ihren kreisenden Bewegungen immer tiefer hinein in die Strudel nur scheinbar friedlicher Trancezustände. Ein Todesbote wandelt einsam vor sich hin. Zwei Tänzerinnen werden auf schaurig-schöne Weise von Wasserfällen aus wallender Seide verschlungen: ein expressives, aber auch lyrisch-zartes
Antanzen gegen das Ende, ein melancholisches Abschiednehmen.
Das Choreographen-Duo Paul Lightfoot und Sol León zählt zu den erfolgreichsten Partnern der zeitgenössischen Tanzszene. Nach ihren Ausbildungen an der Royal Ballet School London und der Ballettakademie Madrid fanden die beiden Choreographen ihre künstlerische Heimat am Nederlands Dans Theater Den Haag, wo sie nicht nur selbst in zahlreichen
Balletten von Kylián, van Manen, Ek, Duato und Naharin tanzten, sondern seit 1991 auch über 30 gemeinsame Werke schufen. Für ihr 2003 für das NDT I entstandenes Ballett „Signing Off “ wurden Paul Lightfoot und Sol León 2004 mit dem renommierten Prix Benois de la Danse im Moskauer Bolschoi Theater ausgezeichnet.
„Reformationssymphonie“
Musik: Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 107 („Reformationssymphonie“) von Felix Mendelssohn Bartholdy
Choreographie: Martin Schläpfer // Kostüme: Marie-Thérèse Jossen // Licht: Franz-Xaver Schaffer
Hart wie Stahl sind die Körper gespannt, das Ensemble formiert sich wie zu einer Schlacht. Mit gefährlicher Aggressivität werden die schwarzen Spitzenschuhe der Tänzerinnen in den Boden gerammt oder dieser mit wildem, erdigem Stampfen getreten. Doch auch die luftigen Höhen kennt die Welt dieses Tanzstücks auf Felix Mendelssohn Bartholdys 5. Sinfonie: in den hohen Beinen der Frauen auf Spitze, den extremen, von aller Erdenschwere befreiten Sprüngen der Männer, der verletzlichen Sehnsucht, Fragilität und berückend-schönen Schwerelosigkeit vieler Passagen. Martin Schläpfers „Reformationssymphonie“ ist mehr als ein Ballett. Es ist die eindringliche Frage nach dem Tanzen an sich, nach der Bewegung und mehr: nach dem, was hinter dieser liegt. Im Zentrum steht ein zweifelnder Mensch, hin und
her geworfen zwischen Selbstbehauptung und dem Gefühl des Ausgeliefertseins, ringend um Liebe und Erkenntnis. – „Ein großer Wurf (…), triumphal“, urteilte Jochen Schmidt in der WELT über die Uraufführung im Februar 2008.
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Termine:
Werkstatt „b.03“ am Sonntag, 17. Januar, 11.00 Uhr, im Theater Duisburg
Training, Probenausschnitte, Gespräche: Ballettdirektor Martin Schläpfer, Dramaturgin Anne do Paco,
Gastchoreographen, Tanzwissenschaftler, Dirigenten, Bühnenbildner, Musiker sowie die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts am Rhein stellen jeweils sonntags vor der ersten Premiere das Programm des neuen Ballettabends vor. Einlass ist jeweils bereits um 10.45 Uhr – sehen Sie gern schon beim Training zu, der Eintritt ist frei, freie Platzwahl.
Aufführungen im Theater Duisburg:
Sa 23.01.10 – 19.30 Uhr (Premiere) / So 24.01. – 15.00 Uhr / Di 26.01. – 19.30 Uhr / Mi 27.01. – 19.30 Uhr /
Fr 29.01. – 19.30 Uhr / Sa 30.01. – 19.30 Uhr
Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf:
So 21.02.10 – 18.30 Uhr (Premiere in Düsseldorf) / Fr 26.02. – 19.30 Uhr / Sa 27.02. – 19.30 Uhr / Mi 03.03. – 19.30 Uhr /
Sa 06.03. – 19.30 Uhr / Fr 19.03. 19.30 Uhr / So 04.04. –18.30 Uhr