Die Mitglieder des Opernstudios, sieben junge, hochtalentierte Sängerinnen und Sänger aus sechs verschiedenen Ländern, und Ensemblemitglied Nassrin Azarmi haben die 21 Partien des Stücks unter sich aufgeteilt und entwickeln
als Prinzessin, Eichhörnchen, Standuhr oder Teekanne ein wundersames Eigenleben: Das Kind (Melanie Lang) weigert sich, seine Schulaufgaben zu erledigen, viel lieber möchte es nach draußen gehen, den Kater am Schwanz ziehen, den des Eichhörnchens abschneiden und überhaupt auf die ganze Welt wütend sein. Auf die Ermahnungen seiner Mutter (Nassrin Azarmi) reagiert es nicht und muss bei Tee und Brot in seinem Zimmer bleiben. Voller Zorn ruiniert es das gesamte Interieur inklusive Märchentapete. „Ich bin böse und frei!“ triumphiert das Kind schließlich in seinem Chaos. Als es sich ermüdet von seiner Zerstörungswut in den Lehnsessel fallen lassen will, beginnen plötzlich alle misshandelten Gegenstände lebendig zu werden. Sie klagen einander ihr Leid und führen seltsame Tänze auf: Lehnstuhl und Polstersessel drehen sich im gemessenen Rhythmus, während die britische Wedgwoodkanne mit der chinesischen Teetasse zu einer kuriosen Konversation aus Pseudochinesisch und Oxfordenglisch einen Ragtime tanzt.
Auch die Schäferinnen und Schäfer aus der zerrissenen Tapete, eine Prinzessin aus dem Märchenbuch und nicht zuletzt die Mathematikaufgaben verfolgen das Kind mit ihren Anklagen. Auch im Garten trifft das Kind nur auf Wesen, denen es ein Leid getan hat: Der alte Baum stöhnt über die Wunden in seiner Rinde, Libelle und Fledermaus klagen um getötete Gefährten. Die Tiere beschließen sich an ihrem Quälgeist zu rächen, und erst als das Kind selbst Mitleid zeigt, sind sie bereit zur Versöhnung.
Auf Colettes Libretto komponierte Maurice Ravel eine farbenfrohe Musik, die sich durch ein Nebeneinander stilistisch unterschiedlicher Episoden auszeichnet. Dabei stehen Belcanto-Elemente neben Operettenklängen und
Modetänzen der 20er Jahre. Der Komponist spricht selbst von der Werkidee einer „Mélange“, die Musikstile von Bach bis Ravel vereint. Die kindliche Überraschung ist auch musikalisches Prinzip seiner Fantaisie lyrique. Für die
Aufführung im Central in der Alten Paketpost hat Xaver Paul Thoma die Partitur für ein kleineres 17-köpfiges Orchester bearbeitet. Am Pult steht Christoph Stöcker, der musikalische Leiter des Opernstudios. Mechthild
Hoersch, Leiterin des Opernstudios, führt Regie, unterstützt durch die choreographische Mitarbeit von Carole Schmitt. Stephan Rinke hat das Bühnenbild und die Kostüme entworfen.
Kind: Melanie Lang
Mutter/Libelle: Nassrin Azarmi
Bergére/Prinzessin/Nachtigall: Alma Sadé
Feuer/Fledermaus/1.Tier: Jaclyn Bermudez
Katze/Eichhörnchen/Die chinesische Tasse: Judita Nagyová
Sessel/Baum/4.Tier: Lukasz Konieczny
Standuhr/Kater: Richard Šveda
Teekanne/altes Männchen/Frosch/3.Tier: Dmitry Trunov
Aufführungen im Central in der Alten Paketpost am Hauptbahnhof (Worringer Straße 140, Düsseldorf):
Do 25. März – 19.30 Uhr (Premiere) / Mo 29. März – 19.30 Uhr / Do 1. April – 19.30 Uhr /
So 4. April – 15.00 Uhr / Do 8. April – 19.30 Uhr / So 11. April – 19.30 Uhr