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Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin: "Fressen Lieben Kotzen" von Cornelia Gellrich

Premiere 5. November 2010 um 19.30 Uhr im E-Werk

Der Titel des Stücks klingt so drastisch wie das Phänomen von den Betroffenen erlebt wird. Bulimie ist eine der am meisten verbreiteten und zugleich am besten verheimlichten Krankheiten in den sogenannten Wohlstandsgesellschaften der westlichen Welt.

Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet eigentlich „Ochsenhunger“. Es bezeichnet im heutigen Sprachgebrauch die sogenannte „Ess-Brech-Sucht“, von der zu über 90 % Frauen in allen Altersstufen betroffen sind. Zusammen mit Magersucht, bei der die Nahrungsaufnahme fast vollständig verweigert wird, gehört Bulimie zu den Essstörungen. Ursachen können eine gestörte Mutter-Tochter-Bindung in der frühen Kindheit und ein daraus resultierendes geringes Selbstwertgefühl sein, sowie eine eingeschränkte Selbstwahrnehmung. Dies führt zu einer erhöhten Anpassung an die Wünsche und Erwartungen anderer.

Der Teufelskreis der Bulimie erzählt vom Hunger der Seele, welcher auf körperlicher Ebene niemals gestillt werden kann. Das zu spüren, ist kaum auszuhalten, endet für die meisten Betroffenen in großer Hoffnungslosigkeit und nicht selten sogar tödlich.

Die Autorin des Stücks Cornelia Gellrich, Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Trägerin des Walter-Kempowski-Literaturpreises 2007. In ihrem Vorwort zu „Fressen Lieben Kotzen“ heißt es: „Dies Stück mag es, weh zu tun und sich wehtun zu lassen.“ Auf merkwürdige Weise lakonisch und mit geradezu beklemmender Offenheit erzählt sie den Tagesablauf einer jungen Frau, deren Gedanken fast nur darum kreisen, wie sie sehr, sehr dünn werden und bleiben kann.

Regisseur Markus Wünsch und sein Team wagen sich an dieses hochbrisante Thema, von dem viel mehr Jugendliche betroffen sind, als man denken mag. Die E-Werk-Produktion entsteht auf Anregung von Schweriner Schülern und Lehrern, die den Wunsch geäußert hatten, sich insbesondere dieses Themas anzunehmen. Mit einer Inszenierung, die nicht davor zurückschreckt, sich dem aufwühlenden Inhalt des Stückes zu stellen, will der Regisseur seine Zuschauer für dieses heikle Thema sensibilisieren. Es ist davon auszugehen, dass unter den Zuschauern im E-Werk direkt oder indirekt Betroffene sein werden. Ihnen sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wo man sich Hilfe holen und wie man sich aus diesem gefährlichen Teufelskreis befreien kann. Daher gibt es im Anschluss an jede Vorstellung von „Fressen Kotzen Lieben“ ein Angebot, das Gesehene zusammen mit der Darstellerin, dem Regisseur und der Theaterpädagogin im Gespräch auszuwerten.

Inszenierung: Markus Wünsch, Bühne und Kostüm: Franziska Just

Weitere Vorstellungen: am 10. November um 10 Uhr sowie am 26. November um 19.30 Uhr im E-Werk

Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de

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