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Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin: "Prinz Friedrich von Homburg" von Heinrich von Kleist

Premiere 10. März 2011 um 19.30 Uhr im E-Werk. -

Als „gleichsam vom Genius der Poesie selbst geschrieben“ lobte Heinrich Heine das Stück. Doch zu Lebzeiten Heinrich von Kleists durfte es nicht gespielt werden, stellte es doch zu unerhörte Fragen für seine Zeit.

Kleist befragt das Verhältnis von individueller Freiheit und staatlicher Ordnung. Der Prinz ist verliebt und verliert sich im Traum. Übermütig greift er in die Schlacht ein, missachtet unwissend einen Befehl und erringt den Sieg. Doch dafür soll ihm mit dem Tode gedankt werden, da die Missachtung eines Befehls im Krieg ein unentschuldbarer Verstoß gegen die Ordnung ist. Ein Liebender, ein Kriegsheld, ein Verräter zugleich steht er am Abend vor der Hinrichtung am Rande des für ihn ausgehobenen Grabes und ist nur noch Mensch, will nur noch leben! Der Offizier, der beim Anblick des für ihn ausgehobenen Grabes in Todesfurcht alle Würde verliert und für sein Leben bereit ist, auf die angebetete Prinzessin zu verzichten, war unerträglich für den Fürsten, für den brandenburgischen Adel.

Prinz Friedrich von Homburg ist Kriegsheld und romantischer Träumer zugleich. Er schwebt zwischen einer Welt, die als geschlossenes System für alle Figuren gleichermaßen ein Gefängnis bedeutet, und einem idealistischen Anspruch ans Menschsein.

Kleist wurde als Sohn eines Offiziers in einem Land geboren, welches sich zur jüngsten europäischen Großmacht entwickelt hatte: Preußen. Er wuchs in einer Umgebung auf, in der männliche Adelige fast automatisch die Offizierslaufbahn wählten. Krieg war für ihn nicht die Katastrophenvision, sondern Normalität. Viele Jahre hatte er in der Berufsarmee gedient, bis er eine andere Sehnsucht für seine Lebenssituation artikulierte und den König um die Entlassung in eine wirtschaftlich unsichere Zukunft bat. Er hat diese Jahre im Nachhinein als verlorene Jahre bezeichnet, wurde aber auch von ihnen geprägt. Mit dem heutigen Mehr an historischem Wissen, lässt sich der Blick auf die erzählerische Position Kleists unterlegen. In der Abstraktion findet sich die grundsätzliche Frage der Differenz zwischen dem Glücksanspruch des Einzelnen gegenüber den Ansprüchen der Gesellschaft. Freiheit und Pflicht sind auch - und gerade - in der Demokratie immer wieder neu in Balance zu bringen.

Inszenierung: Markus Wünsch

Bühne und Kostüme: Franziska Just

Mit: Isa Weiß, Jana Kühn, Florian Anderer, Klaus Bieligk, Amadeus Köhli, Bernhard Meindl, Marcel Rodriguez

Weitere Vorstellungen: am 11. und 26. März 2011 um jeweils 19.30 Uhr im E-Werk

Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de

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