Seit der Antike ist der Medea-Stoff zu einem Topos entgrenzter mütterlicher Grausamkeit geworden, bei der sich die Liebe in Gewalt wendet und die Regeln menschlicher Bindung außer Kraft setzt. Ihre magischen und dämonischen Kräfte, ihr seherisches Wissen zeichnen Medea als Figur, die Urängste auslöst und daher aus der gesellschaftliche Ordnung verdammt gehört.
Mit der Premiere von Medea in Corinto am 7. Juni wird das Repertoire der Bayerischen Staatsoper um das wichtigste Werk eines großen Komponisten bereichert, der erst seit wenigen Jahren langsam wiederentdeckt wird. Giovanni Simone Mayr, 1763 in der Nähe von Ingolstadt geboren, avancierte als Giovanni Simone in seiner Wahlheimat Italien zu einem der bekanntesten Musikdramatiker Europas, wurde zu einem der bedeutendsten Kompositionslehrer seiner Zeit und gilt als der maßgebliche Wegbereiter des Belcanto. Zu seinen bekanntesten Schüler zählt Gaetano Donizetti.
Mit Medea in Corinto gelang ihm, dem wohl wichtigsten italienischen Opernkomponisten zwischen Mozart und Rossini, 1813 in Neapel einer seiner größten Erfolge. Und die Musik dieser schier unmöglichen und unorthodoxen Opernfigur verschafft sich – nachdem sie fast 200 Jahre kaum gespielt wurde – langsam wieder ihr Recht, auch wenn sie sich angesichts des Stoffes jeglicher Behaglichkeit verweigert.
Nadja Michael wird sich in der Neuproduktion der Bayerischen Staatsoper unter der Regie von Hans Neuenfels der Aufgabe stellen, diesen Charakter der unmenschlichen Rächerin auf der Bühne zu verkörpern. Mit seiner Inszenierung von Medea in Corinto debütiert Hans Neuenfels an der Bayerischen Staatsoper und knüpft dafür an eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Anna Viebrock (Bühne) und Elina Schnizler (Kostüme) an. Für die musikalische Neudeutung dieses Werks zeichnet mit Ivor Bolton ein Dirigent verantwortlich, der seine Vielseitigkeit und sein Einfühlungsvermögen schon bei einigen Neuproduktionen der Bayerischen Staatsoper unter Beweis stellen konnte.
Unter seiner musikalischen Leitung singen Ramón Vargas (Giasone), Alek Shrader (Egeo), Alastair Miles (Creonte), Elena Tsallagova (Creusa).
Besetzungen
Musikalische Leitung Ivor Bolton
Inszenierung Hans Neuenfels
Bühne Anna Viebrock
Kostüme Elina Schnizler
Licht Michael Bauer
Produktionsdramaturgie Rainer Karlitschek
Chöre Andrés Máspero
Creonte Alastair Miles
Egeo Alek Shrader
Medea Nadja Michael 7./7./10./10./13./13./16./16./20./20./29./29. Juni 2010
Iano Tamar 7./7./10./10./15./15./19./19. Okt. 2010
Giasone Ramón Vargas
Creusa Elena Tsallagova
Evandro Kenneth Roberson
Tideo Francesco Petrozzi
Ismene Laura Nicorescu
Bayerisches Staatsorchester
Vorstellungen:
Donnerstag, 10. Juni 2010
Sonntag, 13. Juni 2010
Mittwoch, 16. Juni 2010
Sonntag, 20. Juni 2010
Donnerstag, 7. Oktober 2010
Sonntag, 10. Oktober 2010
Freitag, 15. Oktober 2010
Dienstag, 19. Oktober 2010
Münchner Opernfestspiele:
Dienstag, 29. Juni 2010