Mit ihrer ausserordentlichen Karriere und einem glamourösen Lebenswandel schaffte sie es in den 1950er und 1960er Jahren, den höchsten Kunstanspruch einer elitären Klientel genauso wie die Sensationsgier der Massen zu befriedigen.
Nach ihrem Rückzug von der Bühne im Jahre 1965 wurde es still um die Diva. 1971/72 gab sie jedoch noch eine Serie von Meisterklassen an der Juilliard School in New York, in denen sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen an junge Künstler weitergab. Tonbandmitschnitte dieser Meisterklassen zeigen die Callas zwar als didaktisch ungeschickt und pädagogisch wenig einfühlsam, vermitteln jedoch auch ihr besonderes Verständnis für das Verhältnis von Wort und Musik und ihre Begabung für den dramatischen Ausdruck. Die Protokolle dieser Unterrichtsstunden verarbeitete der US-Autor Terrence McNally zu einem biographischen Portrait der Künstlerin.
Das Stück zeigt die Diva beim Unterrichten dreier Schüler. Streng und gnadenlos tritt die Callas den jungen Leuten entgegen: Ihre Kritik ist hart, ihr Perfektionismus unerbittlich, ihre Ansprüche an ihre Schüler sind ebenso hoch wie die an sich selbst: Sie verlangt kompromisslose Hingabe an die Kunst. Die Gesangsschüler – bescheiden, ruhmsüchtig, talentiert oder Mittelmass – lassen die zum Teil demütigenden Szenen nicht immer widerspruchslos über sich ergehen, hören der Künstlerin aber dennoch fasziniert zu, wenn sie über ihre Arbeit und über ihr Leben spricht.
Die Callas durchlebt während des Unterrichts noch einmal entscheidende Stationen ihres Lebens: Ihre Karriere an der Mailänder Scala, die Triumphe an den grossen Opernhäusern der Welt, aber auch die zerstörerische Liebe zu Aristoteles Onassis und ihre privaten Niederlagen. Die Diskrepanz zwischen der öffentlichen und der privaten Person, zwischen der enormen Macht und Wirkung der Callas auf der Bühne und den peinigenden Erinnerungen an ihre Ohnmacht in der Liebe, bilden den Kern des Stücks.
Inszenierung Wolfgang Hagemann
Bühne, Kostüme Oliver Kostecka
Maria Callas Heidi Maria Glössner
Manny Weinstock, Pianist Michael Frei
Sophie de Palma Marija Eltrich
Sharon Graham Olga Kindler
Anthony Candolino Daniel Bentz
Bühnenarbeiter Otto Kucis
Maria Callas
Die griechische Sopranistin Maria Callas (1923-1977) gilt trotz ihrer nur kurzen Karriere als die bedeutendste Opernsängerin des italienischen Fachs des 20. Jahrhunderts. Als Tochter von griechischen Einwanderern wurde sie 1923 in New York geboren. Nach der Scheidung ihrer Eltern ging sie 1937 mit Mutter und Schwester nach Athen. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte sie 1938 im Alter von 15 Jahren in der Oper „Cavalleria rusticana“ in Athen, als sie noch am Athener Konservatorium studierte. 1949 heiratete sie den italienischen Unternehmer Giovanni Battista Meneghini und nahm die italienische Staatsbürgerschaft an.
Maria Callas brillierte in vielen Rollen. Zu ihren bekanntesten Interpretationen gehören Cherubinis „Medea“, die Violetta in Verdis „La Traviata“ (ab 1951) und Bellinis „Norma“ (ab 1948). Die Constanze aus der „Entführung aus dem Serail“ ist ihre einzige Mozart-Partie (1952). Ihr besonderes Verdienst liegt in der Wiederentdeckung und Wiederbelebung der Belcanto-Opern Rossinis, Donizettis und Bellinis. Ihre Auftritte in Rossinis „Il turco in Italia“ und „Armida“, Donizettis „Anna Bolena“ und „Lucia di Lammermoor“ oder Bellinis „Norma“ und „Il Pirata“ bereiteten den Weg für Sängerinnen wie Joan Sutherland und Montserrat Caballé, die später in diesen Rollen bekannt wurden.
Ihre Auftritte sind auf zahlreichen Studio- oder Live-Aufnahmen dokumentiert. Dabei steht nicht primär gesangstechnische Perfektion im Vordergrund, sondern ihre ausserordentliche Musikalität, ihre besondere Wort-Musik-Behandlung, die Darstellungskraft und Wandlungsfähigkeit.
Callas hatte eine Liebesaffäre mit dem griechischen Milliardär Aristoteles Onassis, die 1959 zu ihrer Scheidung von Giovanni Battista Meneghini und 1960 zur Scheidung Onassis' von seiner damaligen Ehefrau Athina Livanos führte. Auch nach Onassis´ Eheschliessung mit Jacqueline Kennedy wurden er und ‚Die Callas’ in den 1970er Jahren wiederholt in der Öffentlichkeit zusammen gesehen. Nach Callas’ Tod wurden ein Foto von einem angeblich 1960 geborenen Sohn und eine in Mailand ausgestellte Geburtsurkunde gefunden. Zwar gab es Spekulationen über eine angebliche Vaterschaft von Onassis, die aber nie bewiesen werden konnte.
1969 spielte Maria Callas die Rolle der „Medea“ im gleichnamigen Film von Pier Paolo Pasolini. 1971/1972 unterrichtete sie ausgewählte Meisterklassen an der Juilliard School in New York, wofür sie jedoch wenig Ausdauer und didaktisches Einfühlungsvermögen besass. Ein Mitschnitt dieser Meisterklassen bezeugt jedoch, wie sehr sie den Schülern wahren dramatischen Ausdruck vermitteln konnte. Zusammen mit ihrem früheren musikalischen Partner Giuseppe Di Stefano versuchte Callas 1973 ein Comeback in mehreren Recital-Tourneen.
1977 starb Maria Callas mit 53 Jahren an Herzversagen in Paris. Ihrem Wunsch gemäss wurde ihr Leichnam eingeäschert und ihre Asche vor der griechischen Küste verstreut. Auf dem Pariser Friedhof ‚Père Lachaise’ befindet sich heute ein symbolisches Urnengrab.
Der Nachwelt hat Maria Callas ein wertvolles musikalisches Erbe hinterlassen. Von 1952 an bis zu ihrem Abschied von den Opernbühnen mit der „Tosca“-Aufführung am 5. Juli 1965 im Royal Opera House Covent Garden in London hat sie, exklusiv für EMI, viele ihrer grossen Partien auf Schallplatten aufgenommen. Ihre „Tosca“ mit Giuseppe Di Stefano und Tito Gobbi als Partnern unter Victor de Sabata gilt heute noch als Referenzaufnahme. Insgesamt gibt es über ein Dutzend Studioaufnahmen verschiedener Opern. Zudem gibt es Live-Mitschnitte von Opernaufführungen und mehreren Rezitals.