Anhand des Schauspielers und Regisseurs Hendrik Höfgen befragt er die Möglichkeiten des Künstlers in einem repressiven System und spürt der unheilvollen Verbindung von Kunst und Macht, von Freiheit und Verführbarkeit nach.
Klaus Manns Protagonist, dessen Geschichte Bezüge zu Gustaf Gründgens aufweist, richtet sein Leben nach Applaus und Anerkennung aus. Er entwirft, lebt und überschreibt seine Identität je nach den Umständen neu. So stellen die großen politischen Umbrüche für ihn zwar jeweils einen biographischen Einschnitt dar, führen jedoch nicht zu einem Knick in der Karrierekurve. Ist er deshalb seelenlos, ist er ein Opportunist, der sich die Sprache und den Ausdruck der Macht aneignet oder ist er ein Suchender, der sich in der momentanen Situation im Begriffe der Wahrheit zu sein glaubt? Wie weit ist man überhaupt fähig, sich aus seiner Gegenwart herauszuschälen und sie kritisch zu untersuchen? Ist Wertung nur im Rückblick möglich? Wie stark generiert jede Zeit ihre eigene Wahrheit und ihr eigenes Bild des Bösen?
Diesen Fragen spürt Robert Schuster gemeinsam mit seinem Ensemble nach. Das Böse in der Gestalt von Goethes Mephisto begleitet sie dabei durch den Text. Die Interpretationsvielfalt, die sich in dieser Figur bündelt, bildet die Folie, um den unter-schiedlichen Zeiten und ihrem Verhältnis zum Teuflischen nachzuspüren. Wann wird das Böse vom verdammten, gesellschaftlich geächteten zum dialektischen Prinzip, das sich durch sein schelmenhaftes Äußeres mitten in der Gesellschaft ausbreitet?
Robert Schuster, geboren 1970 in Meißen, studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin. Gemeinsam mit Tom Kühnel begann er 1998 unter dem Namen Soeren Voima Klassiker zu bearbeiten und eigene Stücke zu schreiben. Von 1999 bis 2002 hatten die beiden zusammen mit Bernd Stegemann die künstlerische Leitung des Frankfurter Theaters am Turm. Seit 2000 inszeniert Robert Schuster in den Bereichen Oper und Schauspiel u.a. in Basel, Bremen, Freiburg, am Deutschen Theater Berlin und am Schauspiel Frankfurt. Ab 2004 übernahm er eine Professur für Regie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin, deren Regieabteilung er seit 2013 leitet.
Bühnenfassung von Robert Schuster und Nora Khuon
Regie: Robert Schuster,
Bühne und Kostüme: Sascha Gross,
Musik: zeitblom
Video: Bahadir Hamdemir,
Dramaturgie: Nora Khuon
mit Johanna Geißler, Elke Wieditz, Bernd Lange, Lutz Salzmann, Sebastian Nakajew, Jonas Schlagowsky, Michael Wächter
Weitere Vorstellungen: 19. und 27.9., 5. und 24.10.,1. und 14.11., 6. und 26.12. u.w.