Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Mit brennender Geduld" oder: "Nerudas Postmann" von Antonio Skármeta in Köln"Mit brennender Geduld" oder: "Nerudas Postmann" von Antonio Skármeta in Köln"Mit brennender Geduld"...

"Mit brennender Geduld" oder: "Nerudas Postmann" von Antonio Skármeta in Köln

Die neuste Produktion des Ali Jalaly Ensembles hat am 4. September 2008 um 20.00 Uhr im Kölner Severins Burg Theater Premiere.

Zur Erinnerung an den Putsch in Chile vor 35 Jahren

Dass politisch engagiertes Theater und eine poetische Darstellungsweise sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sich im Gegenteil sogar stärken können, davon ist Ali Jalaly mit seiner neusten Inszenierung „Mit brennender Geduld oder: Nerudas Postmann“ von Antonio Skármeta überzeugt. Nicht zuletzt die Auseinandersetzung eines in Deutschland lebenden Schriftstellers mit der Erinnerung an sein Land und sein Volk reizt Jalaly vor dem Hintergrund seiner eigenen Biografie insbesondere, sich mit diesem Stoff zu beschäftigen.

 

Das Stück spielt zwischen 1969 und 1973 in einem kleinen Ort an der chilenischen Küste und schildert sehr realistisch und detailliert die politische Wirklichkeit der Zeit. Sowohl die Gefühlswelt Nerudas, der sich noch als Mann von über 60 Jahren für die emotionalen Nöte eines Briefträgers interessiert, sich als Präsidentschaftskandidat aufstellen lässt und dann als Botschafter seines Landes nach Paris geht, als auch die Gefühle Marios, der als Verliebter sprachlos wird und später selbst zu dichten beginnt, werden in einfachen, eindringlichen Worten erzählt. Der Stil wechselt zwischen humorvoll-umgangssprachlichem Volkston und poetisch-symbolischen Überhöhungen.

 

Als aus Paris ein langer Tonbandbrief mit der Bitte von Neruda kommt, für

ihn die geliebten heimatlichen Töne einzufangen: das Wehen des Windes, das Geläute der Glocken vor seinem Haus und das Geräusch des Meeres, erfüllt Mario diesen Wunsch und fügt das Schreien seines Babys hinzu. Über Chile ziehen dunkle Wolken auf. Allende wird ermordet, Neruda kehrt schwer krank auf die Insel zurück. Der Sterbende wird in seinem Haus vom Militär bewacht. Auch Mario wird aus dem Glück seiner jungen Ehe herausgerissen und verhaftet.

 

Mit seinem Stück „Mit brennender Geduld oder: Nerudas Postmann“ hat Antonio Skármeta dem Schwung und der Stimmung des Jahres 1970 – kurz vor der Wahl Allendes zum Präsidenten Chiles – ein wunderbares Denkmal gesetzt. „Es ist die schönste Liebesgeschichte der Welt“, urteilt die SZ über den gleichnamigen Roman des Autors. Es ist “eine Hommage an den berühmtesten chilenischen Dichter, Pablo R. Neruda, und an das einfache Volk Chiles, das auch unter schweren Bedingungen ein sinnfrohes Leben zu führen vermag. Ein Stück über Freundschaft und Liebe, über Poesie und Leidenschaft, über Freiheit und Politik“. Zweimal wurde der Stoff, zuletzt mit Philippe Noiret und Massimo Troisi, eindrucksvoll verfilmt.

 

Regie: Ali Jalaly

Mit: Josef Tratnik (Pablo Neruda), Adam Hildenberg (Mario Jimenez), Marion Mainka (Witwe

Rosa Gonzalez), Dunja Dogmani (Beatrize Gonzalez)

 

Weitere Termine: 5./6. u. 12./13. Sep. sowie 16.-18. Okt. u. 13.-15. Nov.; alle 20h

Tel. Kartenvorbestellung: 0221 – 32 17 92

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhina de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑