Und obwohl Molière sein Spiel mit den bürgerlichen Werten im »Tartuffe« ausgesprochen raffiniert einfädelte, fühlten sich die einflussreichen Kreise Frankreichs durch die Uraufführung so beleidigt, dass sie ihren König zwangen, das Skandalstück absetzen zu lassen.
Insbesondere die Figur des frommen Heuchlers, der vorgibt, ganz durchgeistigt und dem Diesseits abgewandt zu sein, während er tatsächlich raffgierig und geil ist, wurde als
Verhöhnung der Religion gebrandmarkt. Dabei hätten doch gerade die Frommen für die Demaskierung von Heuchelei und Pharisäertum Partei ergreifen müssen. Erst fünf Jahre später hob der König das Verbot auf, und seitdem treiben Tartuffe und sein selbstgerechtes Opfer, Monsieur Orgon, – zumindest auf den Bühnen dieser Welt – ihr Spiel durch die Jahrhunderte quicklebendig weiter.
Inwiefern auch wir Heutigen uns in Molières Gestalten wiederfinden können, wird auf der Bühne des Schauspielhauses der schwedische Regisseur Staffan Valdemar Holm untersuchen. Holm war Mitbegründer des Nyt Skandinavisk Försöksteater in Kopenhagen, leitete das Malmö Dramatiska Teater von 1992 bis 1998, war Direktor des Königlichen Stockholmer Dramaten von 2002 bis 2008 und inszenierte Wagners Ring-Tetralogie an der Königlichen Oper in Stockholm. Seine Inszenierungen wurden zu zahlreichen internationalen Festivals eingeladen.
Mit Henriette Blumenau, Franziska Junge, Josefin Platt; Michael
Abendroth, Isaak Dentler, Sébastien Jacobi, Christoph Pütthoff, Wolfgang
Michael
Regie Staffan Valdemar Holm Bühne Volker Hintermeier Kostüm
Christine Mayer
Am 18. / 24. / 26. April