Der Produzent David O. Selznick (Thomas Kamper) hat ein Vermögen in das Projekt investiert, seine ganze Existenz steht auf dem Spiel. Doch kaum laufen die Dreharbeiten, lässt er sie wieder stoppen, weil er merkt, er hat den falschen Regisseur und – selbst nach der x-ten Fassung – immer noch kein gutes Drehbuch. Die Regiefrage ist schnell gelöst. Selznick engagiert Victor Fleming (Christoph F. Krutzler), einen leidgeprüften Routinier, der eigentlich gerade den Zauberer von Oz dreht. Schwieriger ist es, den Star-Schreiber Ben Hecht (Till Firit) zu überzeugen, ein handhabbares Script zu liefern. Hecht hat keine Zeile des Romans gelesen, findet die Saga um Scarlett O’Hara und Rhett Butler, Melanie und Ashley scheußlich, eine Liebesschnulze, „Mondlicht und Magnolien“-Kitsch.
Außerdem: „Noch nie hat ein Bürgerkriegsfilm auch nur einen Cent eingespielt.“ Panisch greift Selznick zu einer Notlösung. Gemeinsam mit Fleming spielt er Hecht die komplizierte Handlung vor. Parallel dazu schreibt Hecht die Dialoge. Knapp eine Woche sind die drei Männer in Selznicks Büro eingesperrt, schlüpfen in wechselnde Rollen, durchleben die Irrungen und Wirrungen der weltberühmten Charaktere, den Brand Atlantas, die Geburt von Melanies Baby, den Wiederaufbau Taras. Sie geraten in den Rausch des Melodrams, kämpfen mit ihrer eigenen Erschöpfung, wachsender Gereiztheit, Verschleißerscheinungen und höchst verschiedenen Sichtweisen des Stoffs – alles mit dem Ziel, ganz großes Kino zu erschaffen, auch wenn Hecht und Fleming eher den Flop des Jahrhunderts fürchten.
Basierend auf wahren Ereignissen, ist Mondlicht und Magnolien eine temporeiche „Backstage-Comedy“, die ein bissiges Licht auf den Aberwitz und die Hysterie der Filmindustrie wirft. Kenntnisreich verfolgt Ron Hutchinson die Entstehung eines Bürgerkriegsepos, während im fernen Europa ein sehr realer Krieg heraufzieht.
Regie Vicki Schubert
Bühne Stephan Koch
Kostüme Inge Stolterfoht
mit Heike Kretschmer, Till Firit, Thomas Kamper, Christoph F. Krutzler Die nächsten
Termine: 7., 8., 13., 16., 20. September um 19.30 Uhr 25. September um 15 Uhr