Sie werden in den progressiveren Einrichtungen der Branche immer wieder als Instanz angerufen. Aber ändern sich dadurch schon die symbolischen, geschweige denn die politischen Machtverhältnisse? Emanzipatorische Theaterproduktionen, in denen Positionen sogenannter Minderheiten noch am ehesten vorkommen, finden oft unter prekären Bedingungen und in nur begrenzt wahrgenommen Off-Räumen statt. Es geht nicht nur darum, von der Norm abweichende Identitäten auf die Bühne zu stellen. Das allein würde sie nur der branchenüblichen Logik der Verwertung zuführen. Sondern darum, die Bedingungen der Sichtbarmachung selber zu verändern.
Mit dem von Stefanie Lohaus und Christoph Gurk kuratierten Festival „Body Talk“ richten die Münchner Kammerspiele, auch an sich selbst, die Frage, warum das Theater in dieser Hinsicht so sehr hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Was könnte man unternehmen, um das zu ändern? Drei Tage lang – und nach Abschluss der Veranstaltung dann vielleicht immer öfter – wird die Bühne für die Perspektiven derjenigen geöffnet, für die in deutschen Stadttheatern zu wenig Raum bleibt. Auf dem Programm stehen Performances, szenische Interventionen, Konzerte von und mit: The Agency, Boiband, Marlene Monteiro Freitas, Henrike Iglesias, GIESCHEand, Tina Pfurr und Anna Zett, Anta Helena Recke und Julian Meding, Talking Straight, Jeremy Wade, Melanie Jame Wolf, WUSS u.v.m.
Das Festival „Body Talk“ möchte bei der – dringend notwendigen – Selbstkritik des heteronormativen Kulturbetriebs nicht stehenbleiben. Inmitten eines aufgeheizten Zeitgeistes richtet die Veranstaltungsreihe den Blick auf gesellschaftspolitische Debatten, in denen sich oft genug massive Rückschläge für feministische, genderpolitische und antirassische Bewegungen anzeigen. Es geht um das Erstarken islamophober Tendenzen und die Ereignisse auf der Kölner Domplatte während der vergangenen Silvesternacht, um Sexarbeit im Zeichen von Flucht und Migration, um Pick-up-Artists und sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum und im Internet, um den Optimierungsdruck, der sich im Zeitalter des Neoliberalismus nicht nur auf weibliche Körper richtet.
Vorträge und Diskussionen von und mit: Paula-Irene Villa Braslavsky, Barbara Duden, Stefanie Lohaus, u.v.m. „Body Talk“ ist längst noch nicht alles. Aber hoffentlich ein Anfang.
FESTIVALPASS (für 3 Tage): 45 / erm. 30 Euro TAGESTICKET: 20 / erm. 15 Euro
Festival-Pass, Donnerstag 14. – Samstag 16. Juli
Tagesticket – Donnerstag , 14. Juli
Tagesticket – Freitag , 15. Juli
Tagesticket – Samstag, 16. Juli
KINDERBETREUUNG
Samstag 14 – 20 Uhr
Für Kinder von 3 – 10 Jahren, Treffpunkt Bühnenpforte, Falckenbergstr. 2
Anmeldung nicht erforderlich, Infos unter 089 / 233 368 17
BA*R
Donnerstag – Samstag ab 20 Uhr
Programm und Info über den Newsletter: bar@kammerspiele.de
In Kooperation mit Missy Magazine
Alle Programminfos
www.muenchner-kammerspiele.de/inszenierung/body-talk